Leseproben
Wohnen mit Assistenz oder Persönlicher Assistenz
Zwei unterschiedliche Beispiele aus Tirol
Der ALLTAG - als Herausforderung nicht nur für die Pädagogik
Aus Tagen, die vergehen, wird noch kein Leben.
Herta Müller
Immer wieder staune ich, wenn ich in Blaibach im Bayerischen Wald ein Konzert besuche, obwohl das spektakuläre Konzerthaus, vom Münchner Architekten Peter Heimerl erbaut, bald sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Mit Mut und Esprit hat er damals den bürgerlichen Alltag des verschlafen wirkenden Blaibachs mit seinen ca. 2 000 Einwohnern wahrhaft aufgerüttelt und ein lebhaftes Für und Wider in der Bevölkerung entfacht. Der langweilig gewordene Dorfplatz sollte ein Konzerthaus erhalten und die Region „Bayerwald“ sich mit ihm in eine „Kulturlandschaft“ – so der Initiator Thomas E. Bauer – verwandeln, was ihm in nicht vorstellbarer Weise gelungen ist. Dazu „versenkte“ man einen riesigen Betonblock halb in die Erde – der Konzertsaal selbst liegt im „Keller“ –, eingerahmt von einem Foyer mit allem Nötigen für einen Konzertbetrieb. Gott sei Dank denken heute sogar die ehemals entschiedensten Gegner anders. Peter Heimerl und mit ihm die Gemeindeverwaltung haben sich schon längst durchgesetzt und das „Konzerthaus“ ist bei Musiker:innen und Besucher:innen sowie den Einheimischen zu einem gesuchten Ziel geworden.
Doch nicht nur Musiker:innen aus der großen weiten Welt (Berlin, Wien, München, Tallin oder Riga usw.) haben hier ein künstlerisches Zuhause gefunden, sondern auch Philosophen wie Peter Sloterdijk und andere kann man hier diskutierend erleben. Selbst die örtlichen Jäger:innen feiern hier ihre Jubiläen, und Chöre aus der Umgebung führen ihre Konzerte auf. Unter der Leitung des höchst engagierten Sängers Thomas E. Bauer hat sich Blaibach zu einer hochgeschätzten Adresse für Kunst-, Musik- und Kulturfreund:innen entwickelt – gemäß seinem Motto, den Bayerischen Wald in einen „Kulturwald“ zu verwandeln.
Nicht weniger interessant ist die Umgebung des Konzerthauses, allen voran das neue Rathaus in seiner beeindruckenden modernen Schlichtheit – ein Ort des Alltags und Standesamt für lebensrelevante Ereignisse. Allein das große Fenster im 1. Stock bietet einen eindrucksvollen Ausblick in die Zukunft.
Vielleicht noch eindrucksvoller sind die zahlreichen Fresken, die an den verbliebenen alten Hausfronten der meist niedrigen Bayerwald-Häuser angebracht sind. Sie alle rahmen das Konzerthaus ein, unterstreichen dessen Besonderheit und geben ihm durch ihre Botschaft eine ganz eigene Atmosphäre. Besonders beeindruckend ist wohl jenes Fresko, das man inhaltlich als Besuch der Tochter aus der Stadt bei ihrer alten Mutter interpretieren könnte, die sichtlich mit ihrem Alltag überfordert ist. Die Tochter, auf einem Stuhl sitzend, versucht erst einmal Atem zu holen, bevor sie den konkreten Gedanken des Zupackens fasst.
Je öfter ich in Blaibach bin, umso mehr meine ich einer Symbolik des Alltags zu begegnen, auch wenn diese einem weder bei den zuvor erwähnten vier „Highlights“ noch bei den anderen Fresken sofort ins Auge springt.
Doch vor dem Versuch einer Interpretation gilt es zu klären, was wir unter „Alltag“ verstehen und welche Rolle dieser im Leben allgemein sowie im Zusammenhang mit Erziehung spielt.
Väter
Im Jahr 2017 inspirierte mich die Begegnung mit Michaela und ihrem Sohn Fiete zu meiner Fotoserie „Mutter“. In meinem Atelier in Köln fotografierte ich Mütter mit ihren Kindern, die das Downsyndrom haben. Vielleicht erinnern sich einige Leser:innen an diese Serie, die bereits 2020 im Magazin „Menschen.“ veröffentlicht wurde. Bei einem dieser Fotoshootings lernte ich Thorsten Klein kennen. Er begleitete seine Frau und seine Tochter Amelie zum Shooting für das Fotoprojekt „Mutter“. Als Amelie mit Downsyndrom zur Welt kam, gründete Thorsten den Verein Trisomie21.net. Seitdem engagiert er sich nebenberuflich intensiv für Menschen mit Behinderung. Damals entstand in mir die Idee, die Serie um Porträts von Vätern mit ihren Kindern zu erweitern. Die Zeiten haben sich stark verändert. Die klassische Rollenverteilung verliert immer mehr an Bedeutung. Viele Väter verbringen genauso viel Zeit mit ihren Kindern wie die Mütter. Einige geben ihre Karriere teilweise auf und wechseln in Teilzeit, um mehr für ihre Kinder da sein zu können. Seit 2024 hatte ich die Möglichkeit, viele Väter mit ihren Kindern in meinem Atelier zu fotografieren. Sie sind engagiert, fürsorglich und stolz auf ihre Kinder – genau so, wie man es sich von jedem Vater wünscht. Die innige, bedingungslose Liebe eines Vaters zu seinem Kind wird in den entstandenen Aufnahmen spürbar. Ich bin zutiefst dankbar für diese bereichernde Erfahrung und danke allen Vätern, die daran teilgenommen haben.
Mit Demut gegen Ohnmacht
Ein heilpädagogischer Entwurf
Um es direkt vorwegzunehmen: Jan Müller, von dem Sie in diesem Artikel lesen, hat nie gelebt. Sein Name ist Jan, weil das in seinem gedachten Geburtsjahr 1990 (wir sprechen über Menschen im besten Alter) der beliebteste Vorname für Jungen war. Und er heißt Müller, weil das in Deutschland einer der häufigsten Nachnamen ist.
Jan Müller steht als Stellvertreter für alle Frauen und Männer aus dem nachfolgend beschriebenen Personenkreis, denen ich im Rahmen der Berufstätigkeit begegnet bin. Der Name Jan Müller verringert die Distanz, die Begriffe wie „die“ oder „der Betroffene“ herstellen würden, und lässt Sie und mich nicht vergessen, dass wir über wirkliche Menschen nachdenken.
Was Sie über ihn erfahren, ist also wahr, denn alles, was ich berichte, hat tatsächlich stattgefunden. Und es ist gleichzeitig unwahr, denn diesen Jan Müller hat es nie gegeben. Wenn Sie Jan Müller wiederzuerkennen glauben, liegt es daran, dass ich die jeweils geschilderten Erfahrungen häufiger gemacht habe. Möglicherweise haben sie Ähnlichkeit mit Erfahrungen aus Ihrem Bekanntenkreis. Wenn Sie merken, dass die Fülle der Erfahrungen gar nicht zu einer einzigen Person passen kann, haben Sie recht – Jan Müller sind viele.
Was wird aus Willi, wenn wir nicht mehr da sind?
Sich mit dem Thema Sterben und Tod auseinanderzusetzen ist vermutlich für alle Menschen schwierig. Persönlich versuche ich, es nicht ständig zu verdrängen, aber mit meinen Eltern spreche ich zum Beispiel fast nie darüber, dabei sind sie beide schon über 80 Jahre alt.
Sorgenvoll in die Zukunft
Unsere Leser:innen lernten Friedrich Jaenicke und seinen Vater Florian in Heft 2/20 kennen. Die Leser:innen des ZEIT-Magazins kannten ihn schon durch die wöchentliche Kolumne „Wer bist Du?“. Derzeit erscheint im ZEIT-Magazin unregelmäßig eine neue Kolumne „Friedrich und das Leben“. Zuletzt haben wir in Heft 6/22 nachgefragt, wie es Friedrich geht? Hier berichtet sein Vater darüber, wie Friedrich erwachsen wird und seine Sorgen immer größer werden. Florian Jaenicke lebt mit seiner Familie in Deutschland.
„Was wird aus unserem beeinträchtigten Kind, wenn wir mal nicht mehr sind?“
Aspekte lebensgeschichtlicher Bedeutungen des Zusammenlebens mit einem kognitiv beeinträchtigten Kind – neue Perspektiven auf „ältere Familien“ aus Elternsicht.
Diese Frage stellen sich viele Eltern beeinträchtigter Kinder, wenn sie über die eigene Zukunft und die ihrer Kinder nachdenken. Zwar gibt es mittlerweile unterschiedliche Angebote des Wohnens mit Unterstützung, aber der Übergang aus dem Elternhaus in ein Wohnen mit professioneller Unterstützung ist ein Schritt, der einigen Mut erfordert. Außerdem setzt er die Bereitschaft und die Fähigkeit aller Beteiligten voraus, sich auf eine ungewisse Zukunft unter veränderten Bedingungen einzulassen.
Wunschkind
Pränatalmediziner:innen schätzen, dass sich neun von zehn Schwangeren gegen ein Kind mit Gendefekt oder Behinderung entscheiden. Belastbare Zahlen dazu gibt es in Deutschland nicht. Doch es dürften immer weniger Kinder, deren Gene von der Norm abweichen, zur Welt kommen. Denn Bluttests auf Chromosomenabweichungen werden von der Kasse bezahlt. Die Serie WUNSCHKIND zeigt Eltern, die sich bewusst für ein Kind mit Downsyndrom, Trisomie 18 oder Spina bifida entschieden haben. Wir bringen gekürzte Einblicke in diese Serie.
Liebe als Superkraft
Neulich hörte ich eine Lesung des neuen Romans „Alle meine Geister“ von Uwe Timm. Er erzählt darin von seinen Jugendjahren im Nachkriegsdeutschland. Eine Szene des Buches berührte mich ganz besonders und geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Timm beschreibt, wie der Junge namens „Karlchen“ am 4. Mai 1945 – also einen Tag nach der Kapitulation Hamburgs – zum ersten Mal in seinem Leben die Wohnung verlässt, in der seine Eltern ihn sein Leben lang versteckt hatten.
Sport, Spiele, Sensationen
Der fünfte Teil der MENSCHEN-Serie „Körperkult und Behinderung“ fragt danach, ob wohlmeinende Berichte über behinderte Personen bei genauer Betrachtung nur die Faszination über „die anderen“ abbilden.
Kinder- und Jugendarmut
Welche Spuren lassen sich bis zum jungen Erwachsenenalter feststellen?
Ein Sturm, viele Boote
Es sei wie ein „Hamsterrad im Kopf“, sagt Maria aus Wien, die mit ihren drei Kindern über zwei Jahre am Limit leben musste. Den ganzen Tag quälten sie die Sorgen und das Getöse im Kopf: Miete, Heizkosten, Lebensmittel. Jetzt nur keinen Schulausflug, der was kostet! Und nichts, was kaputt wird! Und ja nicht krank werden! Und bitte nicht noch ein Problem im Betrieb! „Ich lebte von einem Tag zum anderen“, erzählt Maria. „Ich war ziemlich allein mit all den Gedanken, Sorgen und Befürchtungen.“ Armut setzt sich stets ins Verhältnis, egal wo. Sie zeigt sich in reichen Ländern anders als in Kalkutta. Menschen, die in Österreich von 700 Euro im Monat leben müssen, hilft das Wissen wenig, dass sie mit diesem Geld in Kalkutta gut auskommen würden. Die Miete ist schließlich hier zu zahlen, die Heizkosten sind hier zu begleichen und die Kinder gehen hier zur Schule.
Die andere Seite - Über Emapathie und ihre Spuren - Teil 3
„Nicht schon wieder übers Essen reden!“
Beim Thema „gesunde Ernährung“ trifft man nicht selten auf ein Paradoxon: Einerseits sind Menschen zumeist äußerst interessiert, haben viele Fragen und zeigen große Wissbegierde; andererseits werden konkrete Empfehlungen infrage gestellt oder sogar kategorisch abgelehnt. Wie Gesundheitsförderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten trotzdem gelingen kann, zeigen wir anhand von zwei Beispielen.
Unvergessen bleibt die große Gastfreundschaft der einfachen Menschen
Seit 40 Jahren reist der Buchautor und Fotojournalist Andreas Pröve im Rollstuhl durch die Welt. Nun zieht er ein Resümee seines abenteuerlichen Lebens.
Verkörperung und Beziehung. Für einen zeitgemäßen Humanismus
Der Heidelberger Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs erhielt 2023 den Erich-Fromm-Preis. Die Jury begründete dies damit, dass Fuchs mit seiner wissenschaftlichen Arbeit ganz in der humanistischen Tradition Erich Fromms stehe. Wir bringen seine Erich Fromm Lecture leicht gekürzt.
Aus dem Fotoessay „Zauber des Lebens“
Es war ein warmer Samstagmorgen. Sofie, nun 21 Jahre alt (im Bild oben), und mich verbindet eine langjährige Freundschaft und wir trafen uns in diesem Sommer wieder.
ADHS als Thema von Körper und Sprache
„Mit Karrer zu gehen, ist eine ununterbrochene Folge von Denkvorgängen gewesen.“
Thomas Bernhard: Gehen
Schon wieder ein Artikel zum Thema ADHS! Gibt es darüber nicht bereits viel zu viele? Doch es zeichnet sich ab, dass die Zunahme an Texten nicht mit zunehmender Klärung einhergeht – im Gegenteil: Immer mehr widersprüchliche Positionen, aus unterschiedlichen Perspektiven und Methoden gewonnen, stehen einander unversöhnlich gegenüber und führen zu entsprechenden Konsequenzen in der therapeutischen und pädagogischen Praxis. Die Verwirrung beginnt bereits bei der Begrifflichkeit.
Das ADHS-Dilemma: Hilft oder schadet die Diagnose?
Die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, ist eine der am meisten verbreiteten Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen und seit ca. 30 Jahren in der fachlichen, aber auch außerfachlichen Öffentlichkeit in aller Munde. Was hat es mit dieser Diagnosekategorie auf sich? Ist sie Fluch oder Segen, Chance oder Risiko, Last oder Entlastung, Krankheit oder Mythos? ADHS wird gegenwärtig nicht nur häufig, sondern auch sehr schnell diagnostiziert und geht mit einer breiten Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Psychostimulanzien wie Ritalin einher.
Einsamkeit
Anthropologische und pädagogische Perspektiven
Die Einsamkeit ist im 21. Jahrhundert zu einem globalen Massenphänomen und damit zu einem Problem ge-worden, dem ein „Platz auf dem Dringlichkeitsniveau klassischer sozialer Probleme wie Armut, Diskriminie-rung, Gewalt, Migration und Sucht“ (Stallberg 2021) zugestanden werden muss.
Soziale Isolation, Einsamkeit und psychische Entwicklung
Seit der Covid-19-Pandemie ist das Problembewusstsein für Bedingungen sozialer Isolation, fehlender Kontakte zu anderen Menschen oder das Gefühl von Einsamkeit erheblich gewachsen. Ich würde diese Situation gerne nutzen, um auf einen gesellschaftlichen Zustand aufmerksam zu machen, der schon vor der Pandemie vernachlässigt wurde und jetzt viel zu schnell wieder in den Hintergrund gedrängt wird.
Begegnungen mit Otto Speck
1926 geboren, studierte Speck zunächst Lehramt und arbeitete als Lehrer in einer Heimschule in München für Kinder, die „schulbefreit“ waren, weil sie als „bildungsunfähig“ galten. Durch seine Dissertation zum Thema „Kinder erwerbstätiger Mütter“ lernte er die Situation der Eltern kennen und war Zeit seines Lebens solidarisch mit ihnen. An der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) war er von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1991 Inhaber des von ihm begründeten Lehrstuhls für Sonderpädagogik. Er verfasste entscheidende Beiträge zur Sonder- und Heilpädagogik und prägte maßgeblich den Neuaufbau der Sonderpädagogik in der Nachkriegszeit. Sein gesellschaftliches Engagement war unerschöpflich, so etwa im Bereich der Frühförderung. Bis ins hohe Alter mischte er sich auch in kontroversielle Debatten ein.
Diejenigen, die ihn persönlich kennenlernen durften, sprechen von einem liebenswerten Menschen, der allen anderen Vertrauen und Zutrauen entgegenbrachte. Wir lassen im Folgenden zwei Menschen zu Wort kommen, die eng mit ihm zusammengearbeitet haben.
Lebensthemen von Kindern in Märchen
Kinder sind in ihrem Heranwachsen mit verschiedensten Lebensthemen und Herausforderungen konfrontiert, mit und an denen sie wachsen: Sie treten in Beziehung zu ihren Erziehungsberechtigten, Geschwistern, weiteren Verwandten und nahestehenden Personen, prägen Haltungen und damit verbundene Handlungsweisen aus, positionieren sich ihren Mitmenschen gegenüber und fällen bewusste und unbewusste Entscheidungen bezogen auf ihr inneres und äußeres Verhalten. Das heißt, sie wachsen mit Blick auf ihre soziale und emotionale Entwicklung, wobei auch Verweigerungen oder Stagnationen dazugehören.
Erfolge für Inklusion einfach aufgeben?
In Deutschland sind unlängst Entwürfe für die Aktualisierung der DIN-Normen für das barrierefreie Bauen veröffentlicht worden. Für öffentlich zugängliche Gebäude gibt es die E DIN 18040-1 und für das Wohnen die E DIN 18040-2. Doch in diesen Entwürfen vom Februar 2023 ist Erstaunliches zu lesen. Ein bundesweiter Erfolg für Inklusion aus dem Jahr 2013, den die Fachzeitschrift „Menschen.“ und die Autorin ermöglicht haben, soll mit technisch überholten ausgrenzenden Bestimmungen plötzlich wieder zunichte gemacht werden.
"Einsamkeit ist schwarz wie ein dunkles Loch"
Gedanken zu Einsamkeit aus dem Randkunstatelier Lieboch
Inklusives Schnuppertauchen
Gemeinsam mit dem Verein „Soziale Projekte Steiermark“ und dem Tauchturm Seiersberg
Wo ist eigentlich Willi?
Vielleicht haben sich einige von Ihnen seit Anfang letzten Jahres gefragt, wo eigentlich Willi geblieben ist. Zehn Jahre hatte ich hier in „Menschen.“ über unser Familienleben geschrieben.
Zartsinn in Institutionen - ein Rahmen für Zärtlichkeit
Zartsinn ist ein Begriff, der einen beim bloßen Lesen, Hören oder Aussprechen so angenehm umschmeichelt, dass man möglichst lange von ihm umgeben sein möchte. Wäre es – für die BewohnerInnen wie für die MitarbeiterInnen – nicht schön, wenn Zartsinn auch die Atmosphäre in unseren Institutionen prägen würde? Wodurch wären „zartsinnige“ Einrichtungen der Jugend-, Alten- oder Behindertenhilfe gekennzeichnet? Neben dem Sinn für die Ästhetik wäre es wohl vor allem die Kultur des Miteinanders zwischen den dort arbeitenden und lebenden Menschen, die über Wohl oder Weh des institutionellen Zartsinns bestimmen würde.
Zärtlichkeit und Komplexe Behinderung
Bedeutung und Möglichkeiten eines anderen Blickwinkels
Menschen mit Komplexer Behinderung erfahren vielfach Ausgrenzung und werden nicht als Gesprächspartner und -partnerinnen auf Augenhöhe wahrgenommen. Es fehlt ein freundschaftlicher Umgang, der die Äußerung von Bedürfnissen und die Erfüllung von zwischenmenschlichen Beziehungen ermöglicht. Durch Begegnungen mit Zärtlichkeit im Sinne einer respektvollen, zugewandten und liebevollen Haltung können Chancen entstehen, in einen Dialog zu treten und einen Beitrag zur (gesellschaftlichen) Teilhabe der Personengruppe zu leisten.
Gedanken zu Zärtlichkeit
Zärtlichkeit ist mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Liebe? Sex? Wärme? Auf poetische sowie pragmatische Weise haben sich einige Autor:innen und Künstler:innen aus dem Randkunstatelier Lieboch dem Thema angenähert.
Art Brut: Kunst aus Gugging
Kunst jenseits etablierter Strömungen und Formen: Das ist Art Brut. Als „rohe Kunst“ lässt sich der Begriff übersetzen. Manche verwenden auch den englischen Begriff „Outsider Art“. In Gugging befindet sich das österreichische Zentrum dieser Kunstrichtung. Welche Entwicklungen gab es und welche Bedeutung hat diese Kunstform heute? Antworten darauf hat der langjährige künstlerische Leiter von Gugging Johann Feilacher. Weitere Kunstwerke aus Gugging finden Sie in diesem Heft auf den Seiten 18, 26, 36, 42 und 50.
Körperkult und Behinderung
Mit dieser Ausgabe beginnt MENSCHEN. eine sechsteilige Serie zum Thema Körperkult und Behinderung. Diesen allgemeinen Text ergänzen in der nächsten Ausgabe philosophische Gedankenspiele zum Schönen und Hässlichen. Es folgt ein Beitrag zu Körpersensationen, Freaks und anderen Attraktionen. Der nächste Teil der Serie beschreibt Aspekte der Gesundheitsideologie mit „Euthanasie“ im Namen der Schönheit und dem „Monster“ im Mutterleib. Der Faszination beeinträchtigter Körper in der Gegenwart widmet sich der fünfte Beitrag. Der abschließende Text befasst sich mit der Gratwanderung, den eigenen beeinträchtigten Körper zu akzeptieren und Nachteile zuzugeben.
Die "dringlichste aller Fragen"
„Warum geschieht mir das?“ Menschen, die im Laufe ihres Lebens von einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit betroffen sind, oder Eltern, die ein Kind mit Behinderung bekommen, stellen diese Frage fast unweigerlich. Als meine Tochter Carlotta geboren wurde, stand die Frage nach dem „Warum“ wie ein Fels vor mir. Warum hatte ausgerechnet ich ein Kind, das nicht wie andere war? Was war der Grund für mein Schicksal?
Gesten des Protestes
Zärtlichkeit als theologisch-politische Kategorie für unsere Krisenzeit
Autismus und Adoleszenz, eine Adoleszenz +
„Adoleszenz ist, wenn die Eltern schwierig werden“, sagt man. Die Adoleszenz ist eine aufregende Zeit im Leben eines jeden Menschen. Eine Zeit großer Verände-rungen, des Übergangs von der Kindheit ins Erwachsenenleben, nicht selten auch eine Zeit voller Konflikte, die für alle anstrengend sein kann.
Mein Körper veränderte sich und meine Welt geriet immer mehr aus den Fugen
Früher habe ich auch oft gesagt, dass mir andere Menschen egal wären und ich sowieso nicht mit auf den Schulausflug oder zur Tanzstunde wollte. Aber das stimmte nicht. Ich wusste, dass ich all diese Dinge nicht schaffen würde, und habe mich deshalb auf diese Weise da rausgenommen. Mir war es überhaupt nicht egal, aber ich wusste nicht, wie ich mit meinen Klassenkamerad:innen hätte mithalten können. Es erschien mir erträglicher, etwas abzulehnen, als ausgeschlossen oder ausgelacht zu werden.
Autismus im Jugendalter
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Sicht-, Verhaltens- und Erlebensweisen autistischer Schülerinnen und Schüler im Jugendalter. Er beginnt mit allgemeinen und aktuellen Erkenntnissen, die sich auf Einstellungen und die Situation nicht autistischer Jugendlicher beziehen. Diese Befunde werden in Bezug auf autistische Jugendliche diskutiert. Anschließend werden Besonderheiten von Heranwachsen-den aus dem Autismus-Spektrum aufgegriffen. Schlussfolgerungen für die Praxis runden die Ausführungen ab.
25 Jahre Zeitschrift "fiduz"
Was bedeutet das lateinische Wort „fiducia“? Die Antwort lautet: Vertrauen, Selbstvertrauen, Mut und Zuversicht. All das brauchten die beiden Redakteurinnen Barbara Haberstock und Martina Wolf, als sie 1997 „fiduz“ in die Welt setzten. Ende 2022 erschien die 50. Ausgabe dieser von der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern herausgegebenen Halbjahreszeitschrift.
Alter und Behinderung in Märchen
Der Begriff „Alter“ kann aus verschiedenen Lebens- und wissenschaftlichen Perspektiven definiert werden. Kalendarisch betrachtet setzt man das Alter in Verbindung mit dem sozialen Alter, d. h. mit dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Schwieriger ist die Unterscheidung zwischen dem biologischen und dem subjektiven Alter. Im Alter erfährt der Mensch bei sich individuelle körperliche Abbauprozesse und biologische Veränderungen in der Bewegung, Wahrnehmung und bei den Organfunktionen. Tatsache ist, dass jeder ältere Mensch diese Veränderungen bei sich anders erlebt. So gibt es Menschen, die sich mit 60 Jahren schon „alt fühlen“, während andere das Alter für sich noch „in weiter Ferne“ sehen. Das bedeutet: Das Alter wird von jedem Menschen als individuelle Lebensphase subjektiv erlebt.
Pepo Mayer, ein unermüdlicher Kämpfer für Inklusion und Barrierefreiheit ist nicht mehr
Drei Jahrzehnte lang betrieb Josef Mayer einen von institutionellen und politischen Einflüssen unabhängigen Newsletter namens BMIN (Behinderte Menschen Inklusiv). Ich durfte ihn in konzeptuellen Fragen und mit einer Vielzahl von Stoffen und Geschichten unterstützen. Mit seinem plötzlichen Ableben verlieren wir einen großartigen Musiker und Behindertenaktivisten. „Pepo“ wurde 67 Jahre alt. Der folgende Nachruf wurde bei seiner Grablegung am Heiligenstädter Friedhof in Wien Döbling verlesen.
Als Autistin ans Ende der Welt - meine Traumreise in die Antarktis
Antarktis? Mein Reisewunsch rief schon im Vorfeld ungläubiges Staunen hervor – warum denn unbedingt dorthin? Zu kalt, zu abgelegen, zu grau und lebensfeindlich, befand meine Umgebung. Aber da ich nur wenig auf die Meinung anderer Menschen gebe und mir nichts Spannenderes vorstellen konnte als einen Erdteil völlig ohne Bevölkerung, erfüllte ich mir meinen Traum.
Das schlechte Gewissen
Am 12. und 13. Oktober öffnete der diesjährige HR Inside Summit in der Wiener Hofburg wieder seine Pforten – und eine Tausendschar von Teilnehmer:innen folgte dem Ruf. Nicht verwunderlich, ist doch den Organisator:innen dieser etablierten und ausgebuchten Veranstaltung durch viele renommierte Speaker und ein perfektes Setting eine Fachmesse auf außergewöhnlich hohem Niveau gelungen.
"Es gibt keine kleine Liebe"
Das Inklusive Tanz-, Kultur- und Theaterfestival InTaKT in Graz beeindruckte unter anderem mit Texten von Menschen mit Behinderung und einer inklusiven Inszenierung von Romeo und Julia.
Bildende Erfahrung durch leiblich strukturiertes Tun
Weltwunder am Tagliamento
Preisgekrönter inklusiver Fußball in Sarajevo
Beim Fußballverein FK Respekt Sarajevo soll jedes Kind die Möglichkeit bekommen, Teil der Gruppe zu werden. Fußball als Inklusionsfaktor – gepaart mit sportlichen Ambitionen.
Neuer Start in der Seeloge
Im holsteinischen Eutin hat die Seeloge eröffnet. Das Hotel zeichnet sich durch seine Architektur und durch besonders freundliche Mitarbeiter:innen aus. Viele von ihnen haben einen Schwerbehindertenausweis.
Zur richtigen Nähe
Aus dem Französischen von Michael Angerer
Beim basalen Ansatz steht die Begegnung im Mittelpunkt. Doch wie begegnen sich ein Mensch mit schweren Behinderungen und seine Begleitperson? Wie erleben sie diese Begegnung im Alltag? Das Konzept der basalen Proxemik hilft dabei, die verschiedenen Aspekte dieser Begegnung aus der Perspektive der Gegenseitigkeit und der richtigen Nähe besser zu erfassen.
Berührung in eine körperliche Begleitung umwandeln
Aus dem Spanischen von Monika Mazegger
Illustrationen von Patricia Palao Castillo
Es ist Morgen, wir liegen in Embryonalstellung im Bett. Die Person, die sich um uns kümmert, kommt herein, um uns beim Aufstehen zu helfen und unsere Körperpflege zu machen. Wir brauchen bei allem Hilfe, wir sind aufgrund unserer motorischen Probleme nicht autonom, aber wir haben auch keine mündliche Sprache, um auszudrücken, was wir brauchen, oder um auf herkömmliche Weise mit unserer Bezugsperson in Beziehung zu treten. Wie möchten wir begrüßt, wie möchten wir aufgerichtet und gewaschen werden?
Moments of meeting im Körperdialog
Der Körper als expressives Mittel zur Kommunikation bei Menschen mit schwerer Behinderung. Der Zugang in die Welt erschließt sich für den Menschen über seinen Körper. Im Kontakt mit Menschen mit schwerer Behinderung wird deren Körpersprache häufig zur wesentlichen Ausdrucksform in der Interaktion mit dem sozialen Umfeld. Dabei erweist sich der leibliche Dialog als kulturschöpferischer Beitrag in unserer Gesellschaft. Wie sich an zwei Falldarstellungen zeigt, werden im Verstehen von Körperdialog für uns Lernerfahrungen möglich, die helfen, zu mehr Verständnis untereinander zu kommen.
Was mein Leben schöner macht
Frauen und Männer der Medienwerkstatt Lieboch haben sich Gedanken über das gute Leben gemacht. Die Illustrationen stammen von Konrad Wartbichler.
Der Befähigungsansatz als Schlüsselaspekt von Behinderung und Sexualität in der Behindertenhilfe
Die gegenwärtige Lebensrealität von Menschen mit Behinderung zeigt, dass die Anerkennung ihrer Bedürfnisse nach Beziehung, Intimität und Sexualität in der Praxis der Behindertenhilfe längst noch keine Selbstverständlichkeit ist. Der Befähigungsansatz bietet die Grundlage, Themen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit als Qualitätsmerkmal in der Bedarfsbestimmung für eine selbstbestimmte Lebensführung zu berücksichtigen. Damit kann Lebensqualität und sexuelles Wohlbefinden realisiert werden.
"Wir haben mit dem Projekt einen anderen Blickwinkel auf unser Leben und die Arbeit bekommen"
Im Projekt SEGEL, „Schwierige Entscheide – GEmeinsame Lösungen“, ging es um eine Klärung des Selbstbestimmungsbegriffs im Kontext von kognitiven Beeinträchtigungen sowie um die Entwicklung eines Gesprächsleitfadens, um Dilemmasituationen partizipativ zu bearbeiten. Teammitglieder mit und ohne Beeinträchtigungen haben im Projekt zusammengearbeitet. Die fast zweijährige partizipative Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird hinsichtlich der Stufen der Partizipation reflektiert.
Kinderschicksale in der Märchensammlung der Gebrüder Grimm
Märchen ermöglichen den Umgang mit Lebensthemen und Menschenschicksalen. Sie sind ein Spiegel dafür, wie man Lebensprobleme verarbeiten kann. Vorliegende Interpretationen und Reflexionen aus der aktuellen Reihe „Märchen und Behinderung“ dienen als Verstehenshilfen und Unterstützungen für die pädagogische Märchenarbeit mit Kindern
Tod eines Freundes
Oleg, ein alter Freund Grolls in New York, auch ein Rollstuhlfahrer, verstarb nach kurzer schwerer Krankheit. Dies teilte Olegs Frau Aksinja per SMS mit. Das Begräbnis sei in fünf Tagen im größten Friedhof von Brooklyn. Sie übernehme die Kosten für Flug und Unterkunft, Groll könne auch in ihrer barrierefreien Wohnung unterkommen.
"Ich versuch, mich irgendwie durchzuschlagen, schon mein Leben lang."
Wie aus einem Interview für eine Dissertation ein Gespräch über eine Kindheit mit multiplen Beeinträchtigungen und über die Bewältigung des Übergangs in die Berufsausbildung geworden ist
In nächster Nähe, so fern
Werkstätten für Menschen mit Behinderung bilden einen unsichtbaren Massenmarkt in Deutschland. Der Komplex beschäftigt 320 000 von ihnen. Über eine Parallelwelt, die kaum jemand kennt.
Die Wahrheit ist eine Zumutung
Die Eröffnungsrede der Tage der deutschsprachigen Literatur, bei denen alljährlich der Bachmann-Preis vergeben wird, hielt heuer die in Klagenfurt lebende Schriftstellerin Anna Baar. Sie nahm Bezug auf das berühmte Bachmann-Zitat „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ und antwortete mit „Die Wahrheit ist eine Zumutung“. Vor allem, wenn es um das Schweigen über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen geht. Wir bringen Auszüge aus der Klagenfurter Rede zur Literatur 2022.
„Folge Deinen Träumen“
Der italienische Extremsportler Andrea Lanfri stand im Mai 2022 als erster mehrfachamputierter Mensch auf dem Mount Everest. Sein fester Wille sei es, der ihn seine Ziele erreichen lasse, sagt er im Interview.
Vom Finden der eigenen Rolle
Unser Freak steht mit seinen vier Rädern mitten im Leben. Er ist rund um die Uhr auf ein Beatmungsgerät angewiesen und kann weder Arme noch Beine bewegen. Das ist für ihn aber kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. Mit der Unterstützung seiner Familie und zehn Assistentinnen führt er ein selbstbestimmtes Leben. Im achten Teil unserer elfteiligen Serie gibt er ungewöhnliche Einblicke in sein Leben mit Persönlicher Assistenz und zeigt, wie ein Leben, in dem Pflege zwar wichtig ist, aber nicht seinen Alltag bestimmt, inmitten der Gesellschaft funktioniert.
An der slowenischen Riviera
Insel Sylt und inklusiver Tourismus
Sandstrand, zumindest gefühlt, ohne Ende. Auf ca. 40 Kilometern Länge gibt es allein an der Westküste der norddeutschen Insel Sylt ununterbrochen herrlichen Sandstrand und Meer. Malerische Sanddünen, traumhafte Sonnenuntergänge und zahlreiche weitere Naturschauspiele sowie verträumte Örtchen mit Charme versprühenden reetgedeckten Häusern und die gesunde Luft ziehen viele Urlauber:innen an.
Den Körper aufbauen, den Körper bewohnen – über den Körper zur Person werden
Wann und wie wird unser Organismus zu einem Körper? Wann wird dieser Körper, den andere sehen, zu meinem Körper? Existiere ich, bevor ich meinen Körper als meinen eigenen empfinde? Wie wird ein Mensch über seinen Körper zur Person?
Die Zerstörung von Ganzheiten - ein Angriff auf das Leben
Zum Konzept der „tiefen Rückversicherung“
Worum geht es beim Konzept und beim Begriff der „tiefen Rückversicherung“?
Gehen wir von einem einfachen Beispiel aus: Wenn das Baby weint, kommt die Mutter und nimmt es in die Arme. Sie drückt es an ihren Körper, wiegt es und spricht mit beruhigenden Worten auf es ein. Das Baby beruhigt sich. Es fühlt sich in Sicherheit durch die Anwesenheit der Mutter und hört auf zu weinen. Es ist affektiv in Sicherheit durch die Realität der Anwesenheit der Mutter.
Ich bin ihre Mutter
Zum ersten Muttertag, an dem meine Tochter Sesha nicht mehr bei uns zu Hause lebte, bekam ich einen wundervollen Korb voller handgemachter Geschenke von ihr. Sie reichte ihn mir mithilfe ihrer Assistenzperson, und während ich mich gefühlvoll bedankte, sah sie sehr zufrieden aus.
Kriegsfolgen für Menschen mit Behinderung
Der Krieg in der Ukraine ist für Menschen mit Einschränkungen eine besonders große Belastung. Wer dort bleibt, muss um seine Sicherheit und Versorgung fürchten. Wem es gelingt zu flüchten, der ist oft traumatisiert.
Flucht, traumatische Prozesse und die Möglichkeiten der Pädagogik
Der Beitrag fragt nach pädagogischen Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten im Kontext der Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Das Wissen um komplexe traumatische Prozesse, die eben nicht auf posttraumatische Symptome reduzierbar sind, bildet eine wichtige Verstehens- und Handlungsgrundlage für die Fachkräfte sowie eine Orientierung für pädagogische Institutionen.
Vom Atmen und Durchatmen
Unser Freak steht mit seinen vier Rädern mitten im Leben. Er ist rund um die Uhr auf ein Beatmungsgerät angewiesen und kann weder Arme noch Beine bewegen. Das ist für ihn aber kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. Mit der Unterstützung seiner Familie und zehn Assistentinnen führt er ein selbstbestimmtes Leben. Im siebenten Teil unserer elfteiligen Serie gibt er ungewöhnliche Einblicke in sein Leben mit Persönlicher Assistenz und zeigt, wie ein Leben, in dem Pflege zwar wichtig ist, aber nicht seinen Alltag bestimmt, inmitten der Gesellschaft funktioniert.
Die Humpelhexe und der Sonderfall
Der letzte Teil der Menschen.-Serie zu 120 Jahren Behindertenbildern in der Kinder- und Jugendliteratur widmet sich Büchern und Erzählungen, die in der „sozialistischen“ DDR erschienen sind.
Kunst für alle
Seit Langem beschäftige ich mich mit der Frage, wie man schwerbehinderten Kindern Kunst vermitteln könnte, wie man „Begegnung mit Kunst“ ermöglicht. Wie müsste Kunst beschaffen sein, dass sie auch von Menschen erfahren werden kann, die sich anderer Organe bedienen als der Augen, um ein Objekt zu erfassen.
Die Bedeutung der emotionalen Ebene im Szenischen Verstehen
In dem folgenden Beispiel werde ich ausführlich auf die Gefühlsebene eingehen, die den Verstehensprozess begleitet, weil die Wahrnehmung der Gefühle die Grundlage für Szenisches Verstehen darstellt. Das Beispiel stammt aus der Arbeit mit kognitiv beeinträchtigten Menschen in einer sogenannten Komplexeinrichtung für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Bei diesem Personenkreis werden in der Regel aus den unterschiedlichsten Gründen Entwicklungspotenziale nicht genutzt. Im Idealfall wird dadurch die Wirkung, die der psychoanalytisch-pädagogische Verstehensansatz haben kann, sehr deutlich sichtbar, weil Veränderungen und Entwicklungsschritte dadurch extrem ausfallen können. In keinem Praxisfeld trifft der Satz „Wer versteht, kann manchmal zaubern“ (Trescher, 1983) vermutlich so häufig zu wie im Behindertenbereich.
Was man von uns nicht wissen will
Vor Kurzem habe ich für eine Hamburger Tageszeitung einen Text geschrieben, in dem es darum ging, wie anders unser Sohn Willi seit seiner Pubertät von unseren Mitmenschen wahrgenommen wird. Sein „Welpenschutz“ – den er als behindertes Kind in der Öffentlichkeit genießen durfte – ist vorbei, seit seine Stimme tiefer wurde und ihm ein Flaum auf der Oberlippe gewachsen ist.
Ein klares Ja zu Eltern mit Behinderung
Menschen mit Lernschwierigkeiten möchten Eltern sein, sie können Eltern sein – und sie haben das Recht (Art. 23 Abs. 1a UN-BRK), Eltern zu sein und die dafür angemessene Unterstützung zu erhalten. Eine von Jugend am Werk und der Universität Klagenfurt organisierte Tagung in Graz zeigte neben positiven Ansätzen aber auch, dass es noch ein weiter Weg bis dorthin ist.
Du trägst diesen unsichtbaren Schmerz - doch wer trägt Dich?
Es ist wichtig, dem Thema Schmerz, im Besonderen in der Arbeit mit Menschen mit (komplexen) Behinderungen und in pädagogischen Settings, mehr Beachtung zu schenken. Viel zu lange wurde der Körper und der Schmerz dabei ausgeklammert (vgl. Dederich 2009a). Daher ist es nun an der Zeit, den Schmerz wieder mitzudenken und ein sensibleres Bewusstsein gegenüber dem betroffenen Personenkreis zu entwickeln.
Arme Mongolen oder "Beim Kasanwirt"
Reale Nöte und coole Helden
Der fünfte Teil der MENSCHEN.-Serie zu 120 Jahren Behindertenbildern in der Kinder- und Jugendliteratur nennt Beispiele für sich zaghaft verändernde Blickweisen seit den Siebzigerjahren. Die Serie wird im nächsten Menschen.-Heft mit Anmerkungen zu Büchern und Erzählungen aus der „sozialistischen“ DDR ergänzt.
Mit Schwung durch den Alltag
Bewegung ist wichtig, um sich fit zu halten, Krankheiten vorzubeugen und die Lebensqualität zu verbessern. Bewegungsmangel ist eines der bedeutsamsten gesellschaftlichen Gesundheitsrisiken für nicht übertragbare Krankheiten.
Für Sorge
In diesem Beitrag werden Sorge und Verantwortung von und für Menschen aus mehreren Perspektiven beleuchtet, um aufzuzeigen, wie vielgestaltig ihre Bedeutungen für das Leben jedes Menschen sind. Da Verantwortung für Menschen immer mit Sorge um Menschen einhergeht und hingewendete Sorge immer mit ethischer Verantwortlichkeit, müssen diese Begriffe in ihren Beziehungen zueinander beleuchtet werden. Das Anliegen dieses Beitrages ist es, auf die Relevanz von reflektierter Fürsorge auf leiblich-existenzieller, sozial-intersubjektiver und gesellschaftlich-politischer Ebene hinzuweisen.
Autistische Welten
„Die Buntstifte hören mich alle nicht.
Der Weiße ist schneller als ich.
Der rennt nur 1-mal nach.
Man muss Geduld haben, sage ich.
Abgebrochene Distanz. Bin ich ein Notfall?“
Marko
Als Autist unterwegs in fernen, fremden Welten
Am Busfenster ziehen vollkommen vegetationslose, bizarre Landschaften voller toller Strukturen vorbei. Ihnen gilt meine ganze Faszination. Oh, wie gern würde ich hier halten und ruhig schauen, aber stattdessen fährt der Linienbus weiter. Haltlos. Durch die menschenleere Atacama-Wüste. Alle anderen Fahrgäste haben die dunklen Vorhänge geschlossen. Sie schlafen oder schauen dem gewaltvollen Kugelhagel im viel zu laut spielenden Busfilm zu.
Jörg schreit
Anfangs wurde die Nürnberger Theatergruppe Dreamteam, damals noch ein Volkshochschulkurs, als peinlich bezeichnet. Doch Dranbleiben und wilder Spieleifer zahlten sich aus. 2019 erhielt die Gruppe den Kulturpreis der Stadt Nürnberg. Mittlerweile sind Premieren häufig ausverkauft, und es gibt mehr Zulauf an Schauspiel-Interessent:innen als Plätze.
Autismus aus einer lebensweltlichen Perspektive
ich sehe dein gesicht kommen
ich sehe deiner zarten haut gesicht kommen
zu mir
„Jag ser ditt ansikte komma“ von Göran Sonnevi
Bild und Übersetzung Hajo Seng
Hajo Seng
Epistemisches Vertrauen in seiner Bedeutung für die Pädagogik bei Verhaltensstörungen
Epistemisches Vertrauen ist bei der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen in aller Munde. Aber was ist epistemisches Vertrauen – und handelt es sich tatsächlich um Vertrauen, wovon da also die Rede ist? Und wie steht es um die Relevanz von epistemischem Vertrauen für die Pädagogik bei Verhaltensstörungen unter Bezug anderer relevanter vertrauenstheoretischer Überlegungen?
Von Lager zu Lager - Als behinderter Flüchtling in Griechenland
Ein Jahr ist das Feuer von Moria auf der griechischen Insel Lesbos her. Damals war es die größte Angst der Menschen, die aus dem brennenden Lager geflohen waren, abermals in einem Camp isoliert zu werden. Heute, ein Jahr später, hat sich ihre Angst bestätigt. Zwei, die davon erzählen können, sind der Syrer Khaled Alafat, der im syrischen Bürgerkrieg schwer verletzt wurde, und seine chilenische Psychotherapeutin Fabiola Velasquez. Eine Zeitreise über die Monate seit dem Brand von Moria.
„sit’n’skate“
Die fotografische Arbeit „sit’n’skate“ dokumentiert das rasante Leben eines jungen Mannes, der sich mittlerweile zu den weltweit besten WCMX-Rollstuhlskatern zählen darf und gibt einen Einblick in die noch wenig bekannte Sportart. Sie zeigt Männer und Frauen, die sich ebenso in eine Bowl stürzen wie ihre Kolleginnen und Kollegen auf Brettern und Bikes, und dadurch versuchen, auch alltägliche Barrieren abzubauen. Es geht dabei nicht um Mut oder Leichtsinn, sondern um Selbstvertrauen und die verschwimmenden Grenzen zwischen Behinderten- und Trendsport.
„So froh, dass wir arbeiten können“
Die eine ist literaturbegeistert, die andere bedingungslose Tierfreundin. Was sie eint: Sie wohnen in ihrer jeweils eigenen Wohnung für Menschen mit Behinderung in einer Wohneinrichtung der Caritas OÖ in Linz. Und: Conny Pfeiffer und Karin Höller sind beste Freundinnen.
Zur Phänomenologie der Erfahrungen von Inklusion, Exklusion und Behindert-Werden
In heilpädagogischen Kreisen ist die Phänomenologie ein alter Bekannter. In Diskursen um Behinderung wird sie derzeit häufig mit jener therapeutisch-pädagogischen Haltung identifiziert bzw. darauf reduziert. Phänomenologische Zugänge sind jedoch deutlich vielgestaltiger. Aus diesem Grund haben sie auch in den Disability Studies und Mad Studies (Boger 2020a) einen festen Platz.
Blackboard Resilience – Kinder und Jugendliche in Burkina Faso organisieren ihren Unterricht selbst.
In den letzten Jahren waren Schulen in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder Afrikas, Ziel von mehr als 300 Angriffen radikaler islamistischer Gruppen. Sie beriefen sich dabei auf ihren Widerstand gegen eine „französische“ – also westlich geprägte, säkulare – Bildung und gegen staatliche Institutionen.
„Bin ich schuld, dass Mama/Papa nicht arbeiten kann?“
Seit über einem Jahrzehnt ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland und Österreich in Kraft. Artikel 24
beschreibt nicht nur das Recht auf inklusive Bildung, sondern fordert die Vertragsstaaten dazu auf, angemessene
Vorkehrungen zur Umsetzung dieses Rechtes zu treffen.
Teil 2: Das ziemlich beste Team - woher nehmen?
Unser Freak steht mit seinen vier Rädern mitten im Leben. Er ist rund um die Uhr auf ein Beatmungsgerät angewiesen und kann weder Arme noch Beine bewegen. Das ist für ihn aber kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. Mit der Unterstützung seiner Familie und zehn Assistentinnen und Assistenten führt er ein selbstbestimmtes Leben. In unserer 11-teiligen Serie gibt er ungewöhnliche Einblicke in sein Leben mit Persönlicher Assistenz und zeigt auf, wie ein Leben inmitten der Gesellschaft funktioniert, in dem Pflege zwar wichtig ist, aber nicht seinen Alltag bestimmt.
Die Schwachen zuerst
Die Schwachen zuerst, ist doppeldeutig: Sind die Schwachen die ersten Opfer in Krisen? Oder kommt alles darauf an, die Schwachen zuerst zu schützen, weil sich die Humanität und Überlebensfähigkeit einer Gesellschaft daran misst, wie sie mit ihren Schwachen umgeht?
Spannungsverhältnisse im Distanzunterricht
Die COVID-19-Pandemie stellt unter anderem Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler seit über einem Jahr vor Neuerungen und Herausforderungen im Kontext des Lehrens und Lernens (auch mit digitalen Medien). Diese Situation wurde im März 2021 gemeinsam mit schulischen Akteurinnen und Akteuren bei dem Kölner Arbeitskreis Geistige Entwicklung (KAGE) anhand der Mehrdimensionalen Reflexiven Pädagogik und Didaktik (MRD) evaluiert, um so mögliche Spannungsverhältnisse aufzudecken und zu reflektieren.
Impulse für den inklusiven Arbeitsmarkt
Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonvention beschreibt das Recht behinderter Menschen auf Arbeit auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen. Dieses Recht auf Arbeit schließt die Möglichkeit ein, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, die frei gewählt angenommen wird. Zusätzlich wird darin die staatliche Pflicht festgeschrieben, durch geeignete Schritte die Verwirklichung des Rechts auf Arbeit zu sichern und zu fördern – soweit die Theorie.
Alle Menschen sollen teilhaben können
Der European Accessibility Act (EAA) will dazu beitragen
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen sich am Weg zur Arbeit im Supermarkt einen Snack und zahlen an der Kasse mit Ihrer Karte. Dann holen Sie sich am Ticketautomaten einen Fahrschein, steigen in den nächsten Bus und hören sich mit Ihrem Smartphone die aktuellsten Podcast-Nachrichten an. Klingt doch alles ganz einfach, oder? Was für die meisten selbstverständlich erscheint, ist für viele Menschen schlichtweg nicht möglich.
Maskenbefreiung im Krankenhaus
Wer sich aufgrund einer Behinderung diskriminiert fühlt, kann beim Sozialministeriumservice ein Schlichtungsverfahren beantragen. So war das auch im Fall einer jungen Frau, der Ende letzten Jahres in einem Krankenhaus die Behandlung verweigert wurde, weil sie keine Maske trug.
„… den Boden bereiten für eine gesunde Entwicklung“
Die „Entwicklungsfreundliche Beziehung nach Senckel / Luxen“® – eine mehrdimensionale Methode zur Persönlichkeitsentwicklung
Hüte, Hummus, Heiligtümer – Mit dem Rollstuhl durch Israel und Palästina
Kurz vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie, als das Reisen noch möglich war, durchkreuzten meine Freundin und ich Israel und Palästina. Die Länder waren barrierefreier als ich gedacht hatte. So konnte ich die religiösen, konfliktbeladenen, kulturellen und kulinarischen Dimensionen der Region fast ungestört entdecken. Einige Situationen führten mich freilich an meine Grenzen.
„Ich zeig’ euch, wie es geht!“
Unser Freak steht mit seinen vier Rädern mitten im Leben. Er ist rund um die Uhr auf ein Beatmungsgerät angewiesen und kann weder Arme noch Beine bewegen. Das ist für ihn aber kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. Mit der Unterstützung seiner Familie und zehn Assistentinnen und Assistenten führt er ein selbstbestimmtes Leben. In unserer neuen Serie „Freak-Assistenz-Geschichten“ gibt er ungewöhnliche Einblicke in sein Leben mit Persönlicher Assistenz und zeigt auf, wie ein Leben inmitten der Gesellschaft funktioniert, in dem Pflege zwar wichtig ist, aber nicht seinen Alltag bestimmt.
Willi und das Leben
Viele Jahren lang hatten wir Zwergkaninchen im Garten. Ich erinnere mich gut an die ersten Tiere, die bei uns einzogen, und wie lange es dauerte, bis Stall und Freilauf endlich sicher waren gegen den Ausbruch der Tiere und den Einbruch von Willi. Die Hasen hatten in Willi immer einen verlässlichen Fütterer, der täglich bei Wind und Wetter unter seinem Schirm saß und Blättchen in den Stall steckte. Er lautierte dabei in einer unverwechselbaren, monoton-entspannten Weise.
"Deutschland verdummt": Pathologischer Blick auf die Pädagogik
Unsere Kinder verfügen „über keine Frustrationstoleranz und meiden jede Anstrengung“. Jeder „zweite Azubi (Auszubildende) hat eine Psyche wie ein Kleinkind“, in den Grundschulen hinken gar „70 bis 80 Prozent der Kinder ihrer Entwicklung weit hinterher“.
"Dafür muss man nicht studiert haben (...)"
Ausdrucksgestalten der Popularisierung pädagogischen Wissens
Talk-Shows im öffentlichen Fernsehen, Bestsellerlisten in populären Verlagen und „Experteninterviews“ in Zeitschriften und Tageszeitungen zeigen es deutlich: Heute haben im Kontext pädagogischer Sachverhalte und Fragestellungen diejenigen das Sagen, denen es gelingt, medienwirksam aufzutreten, einfache Botschaften zu senden und/oder wirksam beworbene Bücher zu schreiben.
Entwicklungspädagogische Grundlagen erzieherischen Sehens, Denkens und Handelns
Die Pädagogin bzw. der Pädagoge fragt angesichts eines beeinträchtigten Lernprozesses zuallererst: „Kann er nicht, weiß er nicht oder will er nicht?“ In differentialpädagogischer Hinsicht ist diese Überlegung alles andere als trivial, denn nicht selten verweist eine Lernhemmung, die man vermeintlich ohne Weiteres einer Lerndimension zuordnen könnte, auf eine ganz andere Lerndimension, und das aktuelle Lebensalter, in dem die Lernhemmung auftritt, muss auch nicht immer das Lebensalter sein, das für die grundlegende Organisation der Lernhemmung maßgeblich ist.
Diana - kognitive Einschränkung oder sozio-emotionale Entwicklungshemmung?
Die Antwort der Entwicklungsfreundlichen Diagnostik
Diana ist zu Beginn der heilpädagogischen Förderung ein knapp fünf Jahre altes Mädchen, das ihren Erzieherinnen im Kinderhaus Sorge bereitet. Sie besucht die Tagesstätte ganztägig (von 7.00 bis 15.30 Uhr). Ihre Mutter erzieht sie allein in einer kleinen Wohnung. Kontakt zum Vater besteht nicht. Auch die anschließende Partnerschaft ist wieder zerbrochen.
Arbeit und Entwicklungsfreundliche Beziehungsgestaltung: (Wie) geht das?
Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens, der unsere Persönlichkeit auf vielfältige Weise beeinflusst. Sie kann eine lästige Pflicht sein, sie kann eine Quelle von Angst und Überforderung sein, sie kann aber auch Erfolgserlebnisse und Selbstwertgefühl vermitteln und eine Plattform für soziale Kontakte und Beziehungen sein. Das gilt auch für viele Menschen mit Behinderung. Ich möchte in den beiden folgenden Falldarstellungen schildern, wie das Medium Arbeit genutzt werden kann, um die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen mit Behinderung entwicklungsfreundlich zu unterstützen. Das Umfeld ist in beiden Fällen eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Ich war dort als Psychologe in beratender Funktion für die betreuenden Mitarbeiter sowie beratend und therapeutisch für die Klienten tätig.
Kunst schaffen - Kunst erleben - sich begegnen
Das Living Museum Alb ist ein Haus der Kunst und Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderungen, das von der BruderhausDiakonie betrieben wird. In einem wertschätzenden Rahmen können die dort tätigen Personen ihr kreatives, künstlerisches und intellektuelles Potenzial voll entfalten. Momentan sind pro Woche etwa 80 Menschen in den Ateliers künstlerisch tätig.
Multiprofessionell, sicher, kompetent - Versorgungsqualität für Menschen mit Behinderung am Lebensende
So unterschiedlich Menschen ihr Leben auch gelebt haben, so ähnlich sind ihre Wünsche für das Lebensende: Die meisten Menschen möchten schmerzfrei oder ohne sonstige belastende Symptome und langes Leiden sterben. Jenseits des Wunsches nach einem schnellen Tod verbinden die meisten Menschen mit einem guten Sterben den Wunsch, umfänglich versorgt, umsorgt und begleitet zu sein.
Nationalbank und Heereswesen
Wo sich Palliative Care und Behinderung treffen können
Menschen mit Behinderung, so erfahren wir an anderer Stelle in dieser Ausgabe, sind im Zugang zu spezialisierter Palliativversorgung benachteiligt. Sie haben seltener Kontakt zu Palliativpersonal, ihre Symptome werden häufig fehlgedeutet und ihr reguläres Begleit- und Betreuungspersonal hat oft zu wenig Expertise in palliativer Therapie. Ich meine, dass das nicht so sein müsste, und dass Palliative Care mit ihrer Haltung und ihrem grundsätzlichen Zugang zum Menschen in besonderer Weise für Menschen mit Behinderung eignet.
Das Recht des Kindes auf den Tod?
Mit diesem Beitrag nehme ich Sie, verehrte Leserinnen und Leser, mit auf eine Reise. Es ist eine Reise, die mit einer nachhaltigen, aber wegweisenden Irritation begann und mit neuen Erkenntnissen endete. Ich lasse Sie Anteil haben an dem Weg, der mich in das Feld der Kinderhospizarbeit führte, um Antworten zu suchen auf die Frage, was das „Recht des Kindes auf den Tod“ sein könnte, das von Janusz Korczak (1878/79–1942) im Jahr 1919 ausgerufen wurde. Wie das mit besonderen Reiseüberlegungen so ist, wurzeln die Ideen viel tiefer als der eigentliche Reisestart. Wir dürfen daher gemeinsam im Jahr 2006 beginnen.
Begleitung von Menschen mit Behinderung am Lebensende – Aktuelle Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen
Noch vor zehn Jahren wurde das Thema der Begleitung von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz stiefmütterlich behandelt. In wenigen Einrichtungen existierten Konzepte, das Personal war im Hinblick auf Palliative Care weder aus- noch weitergebildet worden, die Personen mit Beeinträchtigungen bei medizinischen Entscheidungen am Lebensende kaum einbezogen. Die Situation hat sich zum Glück verändert. Ein neues Erwachsenenschutzgesetz, ein Nationales Forschungsprogramm und verschiedene Studien und Weiterbildungsangebote haben dazu beigetragen. Mit der vorausschauenden Versorgungsplanung kommen aber neue Herausforderungen auf die Personen mit Beeinträchtigungen und die Einrichtungen zu.
„Ich bin ein lebensfroher Mensch“
Birgit Stangl lebt seit 1988 mit Multipler Sklerose, seit 2000 hat diese einen progredienten Verlauf. Mittlerweile kann sie nur noch ihren Kopf bewegen. Sie empfindet die aktuelle Diskussion in Österreich um die Sterbehilfe als einen großen Fortschritt, obwohl sie diese für sich selbst nicht in Betracht zieht.
Inklusive Sozialgestaltung – Die Suche nach einer gemeinsamen Zukunft
Die Corona-Pandemie trägt als globales Ereignis zwei miteinander verbundene Charakterzüge, die für die Frage nach Konzepten für eine gemeinsame Zukunft entscheidend sind. Zum einen ist diese Pandemie wohl das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass wir derart bewusst aufgrund der technologischen Möglichkeiten als globale Menschheit durch einen gemeinsamen Prozess gehen. Zum anderen ist die Corona-Pandemie als globales Phänomen dadurch charakterisiert, dass soziale Bruchstellen durch sie sichtbar werden.
Leben im sozialen Miteinander am Loidholdhof
Einen Tag lang am Loidholdhof verbringen – da wird das, was man über Handlungspädagogik, Sozialgestaltung, Sozialtherapie oder Rudolf Steiner und Anthroposophie gelesen hat, begreifbar. Ich erlebe Gemeinschaft: wertschätzend, eigenverantwortlich, gleichberechtigt, ressourcenorientiert.
Vision einer heilenden Gemeinschaft
Vor 80 Jahren setzte eine kleine Gruppe von Flüchtlingen aus Wien eine weltweite Bewegung für heilende Gemeinschaftsbildung in Bewegung: die Camphill-Bewegung. Am 1. Juni 1940 fand der Einzug in das Camphill House statt.
Tiefenhermeneutisches Verstehen in der Sonderpädagogik
Den Versuchen, hinter Phänomenen wie Behinderungen, Störungen, Auffälligkeiten eine – wenngleich dem Bewusstsein des Subjekts verschlossene – sinnhafte Bedeutung zu vermuten, die es zu entschlüsseln gilt, wurde seit deren Anfängen mit großer Ablehnung begegnet. Dieses Konzept geht in erster Linie auf Aloys Leber zurück, der theoretisch wie praktisch aufgezeigt hat, die Tiefendimensionen solcher Erscheinungsweisen zu erfassen. Auf diesem Verstehen lässt sich nun ein „fördernder Dialog“ aufbauen, um eine ins Stocken geratene individuelle Entwicklung aus ihrer Erstarrung zu lösen (Leber 1988).
Machu Picchu im Regen – oder wie ich lernte, Inka-Cola zu lieben
Lateinamerika faszinierte mich schon immer. „Jetzt will ich mir einen meiner Reise-Träume erfüllen“, dachte ich mir und machte mich – noch vor Corona – auf nach Peru. Ich wusste, dieses Unterfangen wird nicht leicht, denn ich bin ab der Brust abwärts gelähmt. Ist eine Reise durch Anden und Dschungel mit dem Rollstuhl überhaupt möglich? Werde ich, ohne gehen zu können, nach Machu Picchu gelangen?
Wollen wir Social Robots oder Social Humans?
Oft habe ich das Gefühl, in einem Paralleluniversum zu leben. Während Freunde von uns ernsthaft schlaflose Nächte haben, weil sie über die Anschaffung einer neuen Dunstabzugshaube grübeln, stehe ich nachts mehrmals auf, um Willi zu wickeln und um ihm im Schlaf heimlich eine Stütze an sein Handgelenk zu machen.
Wenn ich dann nicht wieder einschlafen kann, grüble ich zurzeit darüber nach, was Willi wohl hat mit seiner Hand. Er kann ja die Fragen der Ärztin nicht beantworten. Morgens weint er, sagt „Aua“, schlägt auf seine Hand und schließt und öffnet sie immer wieder. Ist sie eingeschlafen und kribbelt? Hat er vielleicht ein Karpaltunnelsyndrom? Wie sollen wir das bloß herausfinden? Über solche Dinge denke ich nach, NIEMALS aber über Dunstabzugshauben. Einerseits genieße ich es, wenn es in Unterhaltungen nicht ständig um das Thema Behinderung geht. Trotzdem ist es manchmal schwierig für mich, Problemen zuzuhören, die ich einfach unwichtig finde.
Gewalt an Menschen mit Behinderungen – Ausgewählte Ergebnisse der ersten österreichweiten Prävalenzstudie
Für Österreich fehlten bislang repräsentative Untersuchungen, wie häufig Menschen mit Behinderungen von Gewalt betroffen sind. Die vom Sozialministerium beauftragte Studie „Erfahrungen und Prävention von Gewalt an Menschen mit Behinderungen“ hatte zum Ziel, dieses für Präventionsmaßnahmen und die Aufarbeitung von Gewalt wichtige Wissen bereitzustellen. Die nun vorliegenden Ergebnisse unterstreichen und präzisieren das auf Basis anderer Forschungen zu vermutende deutlich höhere Gewaltrisiko, dem Menschen mit Behinderungen ausgesetzt sind. Sie zeigen zudem Faktoren auf, die in statistisch signifikantem Zusammenhang zum Ausmaß berichteter Gewalt stehen.
Schmerzhaft vom Staub der Jahre bedeckt und gleichwohl unvergessen
„Für mich – A Way of Reconciliation“ von Sina Niemeyer wirkt wie das Tagebuch einer Kämpferin. Es ist die künstlerische Form eines Psychogramms bestehend aus dem Fotobuch You taught me how to be a butterfly only so you could break my wings und dem Video Goodbye.
Alles Liebe? Eine Geschichte über Freundschaft, Achtsamkeit und Gewalt
Lena und Jan sind zwei Jugendliche mit Lernschwierigkeiten. Sie leben ein Leben wie viele andere Jugendliche auch, sie lieben sich und unternehmen viel gemeinsam. Jan wohnt zuhause bei seinen Eltern und geht noch zur Schule. Lena lebt in einer betreuten Wohngruppe und arbeitet in einer Gärtnerei. Dort erlebt sie einen sexuellen Übergriff durch ihren Lehrmeister. Das ist schlimm für Lena, doch zum Glück wird ihr geholfen und die Gewalt nimmt ein Ende. In Jan hat Lena einen Freund, der trotz allen Problemen zu ihr hält und mit dem sie voller Zuversicht in die Zukunft blicken kann.
Wer bist Du?
Friedrich, heute 15, ist nach einem massiven Zelltod im Gehirn, bedingt durch Sauerstoffmangel bei seiner Geburt, „global retardiert“. Er hat sich seit seiner Geburt kaum weiterentwickelt und kann die meisten Dinge, die für uns selbstverständlich sind, nie erlernen. Ein anderer Begriff für seinen Zustand ist „infantile Zerebralparese“, das ist eine kindliche Hirnlähmung. Medizinisch kann man Friedrichs Zustand in seitenlangen Befunden beschreiben, die für den Laien nur mit Mühe zu verstehen sind.
Die Lebensspur von Nick Gerber – Erste Einblicke in ein angelaufenes Forschungsprojekt
Alter und Altern von Menschen mit Behinderungen sind in den letzten Jahren in mehreren Disziplinen zum Thema geworden. Verschiedene Facetten wurden theoretisch diskutiert und empirisch untersucht, so etwa diverse Wohnformen, Gestaltung der letzten Lebensphase, Palliative Care. In den Blick genommen wurde zunehmend auch die Lebensgeschichte, sei dies in der Praxis, beispielsweise mit Biografiearbeit (z. B. Lindmeier 2017), sei dies in einer wissenschaftsbasierten Herangehensweise wie der Rehistorisierung (Jantzen 2005).
Mitten im Leben mit langem Atem!
Ich möchte mit einem kleinen Liebesgedicht an meine Beatmungsmaschine beginnen:
Die Maschine
Leise schnurrt sie neben mir.
Ich atme, sie heult auf.
Ich atme aus, sie schnurrt friedlich.
Ich spreche, sie heult und zischt.
Ich rede schneller, ihr Heulen überschlägt sich.
Ich schreie, sie schreit schrill piepsend mit.
Ich halte den Atem an. Sie stößt Luft in mich hinein.
Ich beruhige mich.
Leise schnurrt sie vor sich hin.
Sie lebt durch mich und ich lebe durch sie.
Wo alle Körper auserlesen sind
Es ist 2009, und ich bin in Philadelphia, um auf einer Konferenz einen Vortrag zu halten. Während einer langen Pause entscheide ich mich, das Mütter Museum zu besuchen. Ich unterrichte Anatomie, und das Museum besitzt eine Sammlung sogenannter medizinischer Kuriositäten. Ich betrachte die Wand voller Totenschädel, die Schaukästen voller Skelette, und dann gehe ich nach unten, wo mich konservierte Präparate erwarten.
Aber die Sonne mag mich – Vom Leben mit einer Querschnittlähmung
„Eine Sache ausdrücken heißt, ihre Kraft bewahren und ihr den Schrecken nehmen.“
(Fernando Pessoa, zitiert nach Pascal Mercier: „Nachtzug nach Lissabon“)
Die pädagogische Sorge um das Zuhause-Sein im eigenen Körper
„Anna ist sehr unruhig. Sie bewegt ihre Arme und ihre Augen von einer Seite zur anderen. Bevor ich meine Hand sanft und vorsichtig in Höhe ihres Zwerchfells auf ihren Bauch lege, sage ich: ‚Anna, ich lege meine Hand auf deinen Bauch. Wenn du das nicht magst, dann lege ich meine Hand sofort weg‘. Ich achte auf ihre Reaktionen und schließe selbst die Augen, versammle mich in mir und versuche, einfach jetzt hier zu sein, wo ich bin, sodass sich Stille in mir ausbreiten kann. Zunächst weint sie noch und ich sage: ‚Ja, du kannst ruhig weinen. Du hast alle Zeit dafür. Das ist ganz in Ordnung so.‘
Das Dorf der Blinden
Chaharborj ist ein kleines Dorf im Nordosten des Irans. Dort hat ein angeborener Gendefekt überdurchschnittlich viele blinde Angehörige im Familienstammbaum hervorgerufen. Swinde Wiederholds Fotoreportage schafft ein einfühlsames Bild vom „Dorf der Blinden“.
Die Täter von Hartheim und was wir als Menschen sind
Der Mercedes Omnibus trägt das Kennzeichen der Reichspost. Er hält an der Westseite des Schlosses. Der Holzschuppen schützt vor neugierigen Blicken. Angestellte, die sich Pfleger nennen, empfangen die Menschen im Bus, begleiten, nein eskortieren sie auf ihrem letzten Weg. Auch der kleine Seppi muss sich anstellen.
Spiel und Förderung
„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. Phantasie umkreist die ganze Welt.“
(Albert Einstein 1929)
„Befehlen, fragen, erzählen, plauschen gehören zu unserer Naturgeschichte so wie gehen, essen, trinken, spielen.“
(Ludwig Wittgenstein 1953)
Bist du neurotypisch oder was?
Sitzen eine Normalo-Mutter und eine Behinderten-Mutter mit ihren Kindern im Café. Sagt die Mutter des neurotypischen Kindes: „Mein Sohn ist so intelligent! Er konnte schon mit zehn Monaten laufen.“ Denkt das behinderte Kind: „Was für ein Depp, ich hab mich schön bis zum sechsten Lebensjahr tragen lassen.“
TaKeTiNa: Die Kraft des Rhythmus
Die tiefklingende Basstrommel und das surrende Berimbau – ein brasilianisches Saiteninstrument – erfüllen den Raum. Zum Ende hin werden sie immer leiser, bis der Klang ganz im Raum verhallt. Der Rhythmus ist noch immer ganz deutlich im Körper spürbar: „Ta“ „Ke“ „Ti“ „Na“.
Differenz macht dumm
Soziologische Dimensionen schulischen Lernversagens
Strukturgebend ist die Frage, wie aus überindividueller Heterogenität individuelles Schulversagen wird. Regelmäßig zeigen Statistiken, dass Anderssein nach wie vor auch dann Prädiktor Nummer 1 für schulisches Lernversagen ist, wenn sich damit nicht eine Intelligenzminderung oder geistige Behinderung verbindet. Soziale Differenz stellt an sich im Lernen kein Hindernis dar, führt aber – so die These dieses Beitrags – unter bestimmten Umständen zur Benachteiligung der einen und zur Bevorzugung der anderen Schülerinnen und Schüler durch die Lehrkräfte. Am Ende eines unseligen Prozesses gelten dann die einen als dumm, schulversagend und lernbeeinträchtigt – und die anderen als erfolgreiche Lerner, Absolventen und gute Schüler.
Begegnung mit Sofie
In ihrer Serie „Begegnung mit Sofie“ zeigt Snezhana von Büdingen das Leben der mittlerweile 20 Jahren alten Sofie mit Trisomie 21. Geboren in einer deutschen Auswandererfamilie in Dänemark lebt Sofie seit acht Jahren mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf einem kleinen Gutshof im Osten Deutschlands.
Die Newham Story: Schulische Inklusion seit den 1980er Jahren
Newham ist ein Bezirk im Londoner Osten, der 1964 aus den von der „working class“ geprägten Stadtteilen East und West Ham hervorgegangen ist (und in dem heute ca. 350.000 Personen leben). Die Labour Partei war in diesem Teil Londons traditionell sehr stark und hat sich den benachteiligten Bürgerinnen und Bürgern als besonders verpflichtet verstanden (Jordan & Goodey 2002, 12). Wichtiger Wegbereiter für Inklusion in Newham war der Warnock Report (Warnock 1978), in dem unter anderem empfohlen wurde, dass Kinder und Jugendliche mit special educational needs vorzugsweise in Mainstream Schools (Regelschulen) unterrichtet werden sollten: „This recommendation became interpreted by some parents and lobby groups as a call to end all segregation of pupils with special educational needs“ (Evans 1999, o.S.).
Vom Behalten zum Erinnern – Wie funktioniert unser Gedächtnis?
Alles Lernen ist untrennbar mit dem Gedächtnis verbunden. Lehrende und Lernende sollten deshalb möglichst gut mit der Struktur und Funktionsweise des Gedächtnisses vertraut sein, denn nur so sind sie in der Lage, Lernprozesse optimal und effektiv zu gestalten. Einem solchen an das Gedächtnis angepassten Lehren und Lernen stehen oft – nicht nur bei Laien – grundlegende Fehlannahmen im Wege, die es auszuräumen gilt.
Kommentare
Manchmal wünschte ich, ich könnte in die Köpfe der Menschen schauen. Was denken unsere Nachbarn über uns? Über das ewige laute Schreien von Willi – sei es nun aus Freude oder Unmut. Was denken sie über die ewig gleichen Anweisungen, die wir Willi zurufen? Nervt es sie so sehr wie uns manchmal?
„Ich brauche euer Mitleid nicht“
Fabian Sixtus Körner war ein Abenteurer. Jetzt ist er Vater einer Tochter mit Trisomie 21. Er hielt das für einen „Schicksalsschlag“. Ein Irrtum. Heute reisen sie gemeinsam um die Welt: Nichts wie weg aus dem verkrampften Deutschland!
Schwere Behinderungen in der Schule
1982 habe ich Nicola Cuomo in Bologna kennen gelernt. Zuvor war ich in Florenz. Ludwig Otto Roser hatte mir die ersten Kontakte vermittelt. Damals konnte ich mich in Schulen von Florenz davon überzeugen: Das ist möglich! Gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung, ohne Ausnahme.1 Bei einem meiner Besuche in einer Schule in Florenz wurde mir von den Lehrerinnen empfohlen: „Wenn Sie mehr wissen wollen über die Integration von Kindern mit Behinderung, dann müssen Sie nach Bologna fahren, zu Andrea Canevaro und Nicola Cuomo.“
Begegnungen mit Nicola Cuomo
Stefan Meyer, Erik Weber, Alice Imola und Elisabetta Bacciaglia: Sie alle sind in ihrem Leben Nicola Cuomo begegnet und haben mit seinem Konzept „l’emozione di conoscere ed il desiderio di esistere“ (EDC) – Empathie und Verstehen und die Sehnsucht zu existieren – gearbeitet. Eine Zusammenarbeit, die Spuren hinterlassen und verändert hat. In den folgenden Beiträgen schreiben sie darüber und bringen uns so einen großen Menschen und Wissenschaftler näher.
Inklusion ist (un)möglich
Der italienische Weg (fast) 100-prozentiger Inklusion am Beispiel Südtirol
Für ein derzeit vielseits gerühmtes ‚Modell‘ war der Anfang ziemlich chaotisch: In den 1980er Jahren herrschte in Südtirol ein dramatischer Mangel an Lehrkräften. Der südliche Teil des altösterreichischen Tirols war als Folge des 1. Weltkrieges 1919/20 von Italien annektiert worden, fast ein halbes Jahrhundert stagnierte das kulturelle Leben im Tauziehen zwischen Staat und Minderheit.
„Dann wird auch das Wort Behinderung verschwinden“
Wir kennen alle die Augenblicke, die unser Leben verändert haben. Es war nur eine Geste, ein Wort, eine Erfahrung und nichts ist mehr, wie es war.
China – von Shanghai nach Tibet
Unbändige Abenteuerlust treibt den querschnittsgelähmten Andreas Pröve immer wieder in die Welt hinaus. Auf seiner jüngsten Tour ist er dem Jangtsekiang über 6000 Kilometer gefolgt – von der Mündung bei Shanghai quer durch China bis zu seiner Quelle im tibetischen Hochland. In Behinderte Menschen schildert er, wie es ihm erging.
Loslassen und warum das so schwer ist
Das Handy klingelt und schweigt gleich nach zwei kurzen Tönen wieder. Der Fahrdienst. Das ist ihr Zeichen, wenn sie im Anflug mit dir sind und ich nach draußen kommen soll, um dich in Empfang zu nehmen. Ich werfe mir schnell eine Jacke gegen die Kälte über und renne nach draußen. Der kleine Transporter-Bus mit dem großen Rollstuhlzeichen darauf und einem weiteren daneben für Kinder hat bereits ein kleines Verkehrschaos angerichtet, indem er verkehrt herum an unserem Fußweg parkt und schon die Rampe aus dem Heck ausklappt. Hupend und wild gestikulierend warten die Autofahrer, dass du herausgerollt wirst und der Bus weiterfährt. Und da kommst du. Dick eingepackt – so, dass keiner erahnen könnte, was für ein zartes Wesen da unter all den wärmenden Schichten verborgen ist. Blonde Locken quellen unter der dicken Mütze hervor und der Mann vom Fahrdienst schaut mich achselzuckend und gleichzeitig hilflos entschuldigend an, als du kurz aufschreist. „Macht sie schon die ganze Fahrt“, sagt er knapp. Schnell das Gefälle der Rampe hinunter, immer noch begleitet von einem Hupkonzert, drückt er mir die Griffe deines Rollstuhls in die Hand. Festhalten.
Wie geht es mit Bastian weiter?
Bastian ist 15 Monate alt, als seine Mutter Sarah im vergangenen Oktober Kontakt zu mir aufnimmt.
Seit die gelernte Krankenschwester und mittlerweile Ausbilderin zur eigenen Erholung wöchentliche Feldenkrais-Stunden besucht, glaubt sie, dass so eine wohlwollende und spielerisch anregende Herangehensweise bestimmt auch ihrem Sohn helfen könnte: Er braucht Unterstützung, denn die von der Mutter schon seit den ersten Lebensmonaten vermutete Entwicklungsverzögerung ist inzwischen auch von Medizinern anerkannt, wenngleich noch keine der zahlreichen Untersuchungen bisher Ursachen aufdecken konnte und daher nach wie vor keine Erklärung gefunden ist.
One in eight hundred
Mario Wezel dokumentiert in seiner preisgekrönten Arbeit das Leben einer dänischen Familie mit deren Tochter, die das Down-Syndrom hat. Seine Fotos zeigen den Alltag von Emmy und ihrer Familie, also wie es ist, ein Kind mit Trisomie 21 großzuziehen.
Leider nein
Österreich lässt junge Menschen mit Behinderung systematisch im Stich. Ein Beispiel unter vielen: Emil, Teenager mit Down-Syndrom.
„Hat er denn auch schön mitgemacht?“ – Entwicklungspsychologisch orientierte Musiktherapie bei Menschen mit komplexer Mehrfachbehinderung
Wie kann Kontakt mit Menschen mit komplexer Behinderung gelingen? Wie kann Gemeinsamkeit erlebt werden, wenn ein Mensch in seiner eigenen Welt verschlossen zu sein scheint? Wie können Ruhe und Aufmerksamkeit entstehen, wenn ein Mensch im Alltag häufig unruhig und angespannt ist? Und vor allem: Was kann Musiktherapie zu einem positiven Erleben und zur Entwicklung von Beziehungsfähigkeit beitragen?
Leben mit behinderten Pflegekindern
„Mach was aus deinem Leben!“, sagten Freunde zu ihr. „Ich mach doch was“, antwortete Kerstin Held – und nahm Pflegekinder mit Behinderungen bei sich auf, neun im Lauf der Zeit: Kinder mit Autismus, Kinder mit Behinderungen durch den Alkoholabusus ihrer Mütter, Kinder mit begrenzter Lebenserwartung. Warum tut sie das?
Diagnosen können retten oder zerstören
Die personzentrierte Arbeitsweise
Die personzentrierte Arbeitsweise, die ich in meinen Büchern beschrieben habe, ist ganz auf die praktische Arbeit im Alltag sozialer Institutionen zugeschnitten: Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung, für alte und pflegebedürftige Menschen, psychiatrische Kliniken, usw. – also im weitesten Sinne für Menschen, die in irgendeiner Form Betreuung brauchen. Es vermittelt den Mitarbeiterinnen konkrete Handhaben, wie sie mit den ihnen anvertrauten Menschen, vor allem auch solchen mit geistiger Behinderung, personzentriert arbeiten können.
„Ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt!“
Das Projekt P.I.L.O.T. – Begleitung für junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf
Mama hat MS
2006 hat Konny Hoffmann die Diagnose Multiple Sklerose erhalten. Zwei Jahre lang begleitete die Fotografin Sina Niemeyer die mittlerweile 52-Jährige und ihre Tochter Lea, 26. – entstanden sind berührende Fotos.
Sozialraumorientierung – ein Fachkonzept für die Behindertenhilfe
„Sozialraumorientierung“ wird im Fachdiskurs mittlerweile nahezu beliebig für alle möglichen Debatten und Aktivitäten herangezogen, die sich in irgendeiner Weise auf Wohnquartiere, Stadtteile oder „Sozialräume“ beziehen. Dabei steht häufig der territoriale Aspekt im Vordergrund, was regelmäßig zu Verkürzungen führt, die nahelegen, dass es bei der Sozialraumorientierung um Regionalisierungsprozesse, die Ablösung professioneller Tätigkeit durch ehrenamtliche Personen aus dem Quartier oder um eine verbesserte Kooperation verschiedener Einrichtungsträger ginge. Tatsächlich jedoch handelt es sich bei dem Fachkonzept Sozialraumorientierung um ein über viele Jahre hinweg in enger Verzahnung von Theorie und Praxis entwickeltes, in der Tradition der Gemeinwesenarbeit stehendes Konzept für Soziale Arbeit, das zunächst in der Jugendhilfe entwickelt wurde und im Rahmen der Inklusionsdebatte in der Behindertenhilfe enorme Aufmerksamkeit erfährt (dazu Theunissen 2012; Krammer 2017).
Teilhabe oder Ganzhabe?
Im letzten Jahr ging der Fall der 14 Jahre alten Hannah Kiesbye durch die Medien: Sie hatte keine Lust mehr, einen Schwerbehindertenausweis vorzeigen zu müssen. Sie wollte stattdessen lieber einen Schwer-in-Ordnung-Ausweis.
Ein Vergnügungspark für alle Sinne
Der Themenpark De Belevenis im niederländischen Arnheim ist genau das Richtige für Menschen mit Behinderung oder Demenz, aber auch für schwerkranke Kinder. Sie können hier mit allen Sinnen genießen und sich nach Herzenslust austoben, fühlen, hören und sehen.
Inklusion und Emotion
Nachfolgend soll eine Hypothese entfaltet werden, die im theoretischen Diskurs und der mittlerweile ausdifferenzierten und facettenreichen empirisch-quantitativen und qualitativen Forschung zur (schulischen) Inklusion gelegentlich aufblitzt, aber bisher nicht systematisch in den Blick genommen worden ist. Diese Hypothese besagt in ihrer schlichtesten Formulierung, dass affektive Resonanzen bzw. Emotionen für inklusive Prozesse und deren Ge- und Misslingen im Allgemeinen sowie für die soziale Inklusion im Besonderen von maßgeblicher Bedeutung sind.
Eine Schule für Lotta
Wann gelingt Inklusion? Die Autorin Sandra Roth erzählt, wie sie für ihre behinderte Tochter ein Klassenzimmer sucht.
Zwei ganz besondere Brüder
Acht Monate lang hat Marlena Waldthausen die taubblinden Zwillinge Jörg und Rolf Fischer mit ihrer Kamera begleitet. Beide sind gehörlos geboren und auf Grund eines schweren Diabetes im Laufe ihres Lebens erblindet. Daher erleben sie die Welt anders als die meisten Menschen.
Wenn Undenkbares denkbar wird – Zur Betrachtung von Schuldgefühlen in der Inklusion am Beispiel des Forschungsprojekts „Fachkräfte stärken für Inklusion“
In unserem Beitrag gehen wir der Frage nach, wie das Spannungsfeld zwischen dem Recht auf gleichberechtigten Zugang zur Gemeinschaft und dem Zwang zur Gemeinschaft im Bereich der Kindertageseinrichtungen auf die pädagogischen Fachkräfte wirksam werden kann. Wir gehen davon aus, dass – wenn nur die äußeren Faktoren der Inklusion in Betracht gezogen werden, also lediglich die Rahmenbedingungen verändert werden – die Gefahr besteht, dass Zwänge entstehen, die sich eher kontraproduktiv auf die Entwicklung einer inklusiven sozialen Gemeinschaft auswirken könnten.
Wir sind keine Helden!
Ich habe seit längerem das Gefühl, dass sich beim Thema Behinderung gesellschaftlich zwei vollkommen gegensätzliche Tendenzen abspielen. Auf der einen Seite werden Behindertenrechts-Konventionen unterschrieben und man verspricht in allen Lebensbereichen Teilhabe zu erwirken. Die Schulpolitik hat die Inklusion als wichtiges Thema entdeckt, auch wenn sie leider vielerorts immer noch sehr schlecht umgesetzt wird.
Behindert in Uganda: Überleben als Erfolgsprojekt
Die Tiroler Organisation „Kindern eine Chance“ leistet in Ostafrika Pionierarbeit in der Behindertenarbeit. Die Idee dazu wurde aus der schieren Not heraus geboren.
Vertrauen oder Verlässlichkeit?
In der sonderpädagogischen Praxis tut man oft so, als sei ohne Vertrauen keine professionelle Beziehung möglich. Zumindest scheint dies als Axiom über der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu schweben. Man müsse „erst einmal Vertrauen schaffen“ oder „ohne Vertrauen geht nichts“ sind Sätze, die man immer wieder hören kann, besonders dann, wenn es schwierig wird, man nicht weiter weiß, sich Vertrauen nicht einstellen will oder dieses zerbrochen scheint.
Vom Vorreiter zum Nachzügler
Österreich unterzeichnete zwar als erster Staat die UN-Behindertenrechtskonvention, liegt in der Umsetzung aber in nahezu allen Bereichen zurück. Ein kritischer Blick auf die heutige Situation.
Scheiße – Windeln!
Willi ist nun schon elf Jahre alt. Ich finde, dass vieles über die Jahre einfacher geworden ist. Das eine oder andere wird jedoch auch schwieriger, wenn sich langsam entwickelnde Kinder groß werden. Außer der Zunahme des Körpergewichts empfinde ich zum Beispiel die Zunahme des Windelinhaltes als durchaus unpraktisch.
Erziehung und Unterricht im Kontext einer Pädagogik bei Verhaltensstörungen
Ausgangspunkt unserer Überlegungen zu Erziehung und Unterricht bildet eine vorerst vom Kontext Verhaltensstörungen unabhängige Beschäftigung mit der Frage, wodurch sich heilpädagogisches Handeln auszeichnet. Zunächst ist es als modifiziertes allgemeinpädagogisches Handeln zu begreifen, eine spezialisierte Heilerziehung verändert das Vorgehen der allgemeinen Erziehung nicht grundlegend (vgl. Hillenbrand 1999, 14f.). Möckel (1982) liefert mit seiner heilpädagogischen Konzeption ein bedeutsames Verständnis von Heilpädagogik, das im Hinblick auf Erziehung und Unterricht und somit im Hinblick auf die Organisation von Lernen als Handlungsbasis gedacht werden kann.
Chancen der ästhetischen Bildung: Gegen die Biografie des Scheiterns
Im Forschungsprojekt WaeBi untersucht die Universität Würzburg Gelingensbedingungen und Wirkungen ästhetischer Bildung für Jugendliche in sozial schwierigen Situationen. Hierzu werden bundesweit Projekte besucht, die sich mit den Mitteln der ästhetischen Bildung um Jugendliche kümmern.
Inklusion – quo vadis?
Der Leiter des Institutes für Inklusive Pädagogik und des Bundeszentrums Inklusive Bildung und Sonderpädagogik (BZIB) an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, Ewald Feyerer, im Interview:
Was wird, wenn wir mal nicht mehr sind
Die Sorgen alter Eltern um ihre nun auch älter gewordenen Kinder – und welche Hoffnungen es für sie gibt
„Ich bemühe mich sehr, nicht darüber nachzudenken. Nur nachts geht’s mir im Kopf herum: Wer kümmert sich um meine Tochter, wenn ich ein Pflegefall oder tot bin? Dann kann ich einfach nicht mehr einschlafen. Das macht mich ganz kaputt.“ (Petra H., 75)
Fotoessay aus Yoricks und Marikas Welt
Marika (17) lebt mit ihrem behinderten Bruder Yorick (15) und ihren Eltern im gemeinsamen Haushalt. Die Eltern, Andrea Linsi und Manuel Bauer, leben getrennt und fliegen abwechselnd ein und aus – das Nestprinzip.
Schwangerschaft – 12 Wochen Probezeit?
Kürzlich traf ich einen sehr netten Kollegen. Wir waren schon oft gemeinsam auf Lesereise, sind an freien Nachmittagen durch die Berge gewandert und haben so manches Bier zusammen getrunken und jedes Mal viel, sehr viel geredet.
Permanente Vaterschaft
Welche Tätigkeiten nehmen Väter von erwachsenen Menschen mit Behinderung in ihrer Familie wahr? Welche Handlungsstrukturen und -motive lassen sich aus ihrer Sicht rekonstruieren? Diesen Fragen wurde in der qualitativen Studie: „Permanente Vaterschaft“ nachgegangen. Bisher standen explizit Väter im heilpädagogischen Kontext selten im Fokus. Insgesamt elf Väter (Jahrgänge 1929 bis 1953) von erwachsenen Menschen mit einer geistigen Behinderung erzählten für diese Untersuchung ihre Lebensgeschichte. Die biographischen Rekonstruktionen zeigten deutlich, dass diese Väter zentral und prägend für das Familiensystem waren und sind. Zudem lassen sie sich nicht nur auf die Rolle als Vater eines Kindes mit Behinderung beschränken. Selbstverständlich und gleichzeitig sind sie auch Männer mit einer eigenen Familiengeschichte und -tradition, sie waren / sind Ehepartner, hatten / haben Berufe und üben Freizeitinteressen aus. Gerade diese erweiterte Perspektive kann eine wichtige Ressource in der heilpädagogischen Zusammenarbeit mit ihnen selbst und ihrem Familiensystem eröffnen. Eine Hinführung.
Und wie machst du das
„Ich bin Mareice und interessiere mich für alles; vor allem für Menschen und ihr Zusammenleben. Warum es manchmal so schwer ist oder gemacht wird, und manchmal so leicht – und wie es leicht gemacht werden kann. Deshalb finde ich Inklusion wichtig. Auch, weil dieses Menschenrecht noch lange nicht gelebt wird in einer Welt, in der Bildung vom Status der Eltern und gesellschaftliche Teilhabe von der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit abhängig ist. Ich mag Empathie und Musik, Blumen und Empörung. Auf diesem Blog mache ich mir Gedanken, halte sie fest und lasse sie los.“
Meine Ordnung beherrscht das Chaos
Autisten haben wie andere Menschen auch nicht selten nützliche Talente. Autistische Menschen können sich zum Beispiel im Gegensatz zu Menschen mit einer reinen ADHS, die leicht ablenkbar sind, sehr ausdauernd auf eine Sache fokussieren. Doch nur den wenigsten Autisten gelingt es, ihre Kenntnisse und Stärken sowohl für die Gesellschaft als auch für sich selbst Nutzen bringend zu verwerten.
Ein Roadtrip auf acht Rädern
Inspiriert von den Karl May Geschichten faszinierten mich die Landschaften der US-amerikanischen Nationalparks schon als Kind. Fast 30 Jahre später mache ich mich mit meiner Freundin Brinda auf, diesen Teil der Welt zu erobern. Allerdings kann ich ihn nicht erkunden wie Winnetou. Ich sitze nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Rollstuhl.
Stress und Entspannung bei Menschen mit Autismus
Menschen mit Autismus fühlen sich in allen Lebensbereichen ganz erheblichem Stress ausgesetzt. Lange wurde das nicht als Problem erkannt, und erst allmählich beginnt man, sich im Zusammenhang mit Autismus auch mit den Themen Stress und Entspannung zu beschäftigen. Die Betroffenen selbst beschreiben sehr deutlich, dass sie sich im Rahmen therapeutischer Maßnahmen vor allem Unterstützung im Hinblick auf den alltäglichen Stress wünschen – also Hilfe dabei, wie sie sich in solchen Momenten gut schützen können (Vogeley 2012; Preißmann 2013). Das zeigt, wie belastet sie sich fühlen und welch große Bedeutung dieser Themenbereich hat. Wichtig ist es dabei, vor allem die Erfahrungen von Betroffenen zu erfragen und die Strategien zu beachten, die Menschen mit Autismus für sich erarbeitet haben. In diesem Beitrag kommen daher viele betroffene Menschen selbst zu Wort, die beschreiben, was ihnen hilft. Ihre Lösungen sollen dazu anregen, individuelle Hilfen zu finden, um den Alltag zu meisten.
Wie der japanische Bestsellerautor Takuji Ichikawa die Welt sieht
Die Journalistin Christine Izeki ist in Deutschland zu Hause und sie liebt Japan. Jahrelang lebte sie in der Nähe von Tokio – so entstand auch ihr Buch „111 Orte in Tokio, die man gesehen haben muss“. Für eine Exklusivreportage in der Zeitschrift Behinderte Menschen traf sie kürzlich Takuji Ichikawa: Schriftsteller, 55 Jahre alt – und Asperger-Autist.
Kylie M. – Im Hier und Dort
Seit eineinhalb Jahren folge ich Kylie M. immer wieder auf Schritt und Tritt. Dabei möchte ich mich nicht nur auf den Autismus beschränken, sondern ihr spezifisches Menschsein zeigen.
Behinderung als Erbe göttlicher Strafe ist in Indien alltäglich
Das Oberste Gericht in Indiens Hauptstadt New Delhi wies im Januar dieses Jahres die Zentralregierung und die Regierungen der Bundesstaaten an, einen Zeitplan vorzulegen, um alle öffentlichen und privaten Busse in den kommenden Monaten behindertenfreundlich zu gestalten. Eine Reihe von Richtlinien soll dazu beitragen, dass „zehn Prozent der staatlichen Fahrzeuge im öffentlichen Personennahverkehr bis März 2018 vollständig zugänglich werden“. Das Gericht verhandelte den Fall eines sehbehinderten Mannes aus Nordindien.
Emotionale Entwicklung als Schlüssel zum Verständnis von Verhalten bei Personen mit geistiger Behinderung
Eine geistige Behinderung umfasst nicht nur rein kognitive Kompetenzen, auch die sozio-emotionale Entwicklung kann im Rahmen der veränderten Funktionsweise des Gehirns beeinträchtigt sein. Dieser Artikel stellt den emotionalen Entwicklungsansatz, seine Bedeutung für das beobachtbare Verhalten sowie die praktische Relevanz in der Therapie und Förderplanung dar – vor allem, wenn herausfordernde Verhaltensweisen auftreten.
„…der Gang durch die Institutionen kann doch nicht die Lösung sein!“
Erfahrungsbericht aus der Fachbegleitung von Teams in einer psychiatrischen Klinik und eines Wohnheimteams in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Beeinträchtigung
Schwer krank und niemand merkt es
Menschen mit Lernbehinderung haben ein erhöhtes Risiko, auch psychisch zu erkranken. Doch solche Störungen werden oft übersehen. Die Geschichte einer jungen Frau mit Psychose.
Vor-Willi und jetzt
Als unsere Tochter Olivia vier Jahre alt war, beschäftigte sie das Wunder ihrer Existenz sehr und sie stellte mir die philosophische Frage: Wo waren wir, bevor wir geboren wurden? Und warum sind wir eigentlich genau der Mensch, der wir sind?
Fitness auf vier Rädern
Das Fitnessstudio „Fitness4You“ in Ulmen (Eifel) ist Vorreiter bei der Inklusion. Zusammen mit dem ehemaligen Rollstuhlbasketballer Dirk Schmitz hat der Studiobesitzer und Personal Trainer Thomas Gessler ein sportliches Projekt ins Leben gerufen, das allen Rohstuhlfahrern Mut machen soll, in der Öffentlichkeit in einem Fitnessstudio zu trainieren.
Fachdidaktik und Fachunterricht aus der Perspektive des Förderschwerpunkts geistige Entwicklung – Lebenspraxis und Fachorientierung als (scheinbare) Opposition
Wenngleich in der „Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung“ die gesamte Lebensspanne von den frühen Hilfen bis zur Altenbildung thematisiert wird, ist die schulpädagogische Perspektive eine nach wie vor dominierende Ausrichtung des Faches. Diese, mit der historischen Entwicklung der sonderpädagogischen Fachrichtung zusammenhängende Profilierung hat allerdings zunächst kaum dazu geführt, die schulpädagogischen und fachdidaktischen Diskurse aufzunehmen und für den Unterricht im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (FgE) fruchtbar zu machen. Stattdessen wurden mit der Fokussierung lebenspraktischer Bildung (vgl. Musenberg/Riegert/Lamers 2014) wesentliche Erkenntnisse der Fachdidaktiken und Ansprüche des Fachunterrichts ausgeklammert und für lange Zeit auf Distanz gehalten (vgl. Schäfer 2017, S. 127ff.). Dieses geschah wohl auch aufgrund der Notwendigkeit, den (Schul-)Bildungsanspruch von Schülerinnen und Schülern mit geistiger Behinderung zunächst noch legitimieren und in diesem Zusammenhang in den 1950er Jahren die strukturellen, organisatorischen und administrativen Bedingungen der schulischen Versorgung etablieren zu müssen.
Arbeitskonzepte und Methoden – Versuch einer Ordnung für die pädagogische Arbeit mit kognitiv beeinträchtigten Schülern
Unterricht mit kognitiv beeinträchtigten Schülern richtet sich nach den jeweils gültigen Lehrplänen oder Richtlinien, die vordringlich Ziele und Inhalte des Lehrens und Lernens beschreiben und in schuleigenen Konzepten konkretisiert und modifiziert werden. Diese Inhalte sind vom Lehrer in kleine, unterrichtstaugliche Portionen zu zerlegen und die Schüler sollen an ihnen Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Einstellungen und Haltungen sowie Kompetenzen erwerben. Die konkrete Vermittlung der Lehrinhalte verlangt die Berücksichtigung der jeweiligen Ausgangslage der Schüler, den Fokus auf deren bevorzugte Lernweisen, geeignete Lernmittel (Medien) und schließlich auch zu diesen Bedingungen passende Methoden. Diese steuern das kurzfristige pädagogische Handeln; sie sind strukturierte Verhaltensvorschriften zur Lösung eines Problems und von geringerer zeitlicher Reichweite. „Methode“ und „Konzept“ sind die beiden Pole eines Kontinuums mit fließenden Übergängen und nur schwierig voneinander zu trennen, weshalb wir zusammenfassend von „Verfahren“ sprechen.
Behinderte Heimopfer – die Geschichte wiederholt sich
Seit 2010 wird in Österreich der sogenannte Heimskandal aufgearbeitet. Tausende Kinder wurden in der Nachkriegszeit in staatlichen, kirchlichen sowie privaten Einrichtungen zu Opfern von Missbrauch und Misshandlungen. Auch Menschen mit Behinderung waren davon betroffen. Doch sie haben es besonders schwer, Ansprüche geltend zu machen, wie ein Fall aus Tirol zeigt.
Bildung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (SFgE), so die gängige Bezeichnung in den meisten deutschen Bundesländern, hat es sich zwar – wie aus der Bezeichnung hervorgeht – programmatisch zur Aufgabe gemacht, vor allem die geistige (kognitive) Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen mit erheblichen und umfassenden Lerneinschränkungen und Beeinträchtigungen zu entwickeln, sie ist aber dennoch eine allgemeinbildende Schule. Und in solchen (wie auch im Unterricht im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung losgelöst vom Ort der Beschulung) geht es immer und vor allem und um nichts anderes als um Bildung (Fischer 2008).
Kloster Schwanberg oder Joseph III. auf Kur
Am Fuß der Koralpe, im Tal der Schwarzen Sulm, sitzt auf einem hohen Fels das Kloster Schwanberg über dem gleichnamigen Marktflecken, der sich touristisch der Vermarktung eines Hochmoors verschrieben hat. Der Dozent hatte seinen Freund Groll aber nicht des Moors wegen ins Schilcherland gelotst. Auch das Heilfasten war Herrn Grolls Sache nicht, seine Hoffnungen richteten sich auf die Bekanntschaft mit einem Sulmtaler Paradehuhn, goldgelb paniert, daneben sollte ein frischer Häuptelsalat seine Aufwartung machen, der mit einer Gallone Kernöl abgemischt sein müsste. Was an Öl übrig blieb, würde Herr Groll seinem Gefährten Joseph III. kredenzen, dessen Steckachsen Anzeichen von eklatantem Ölmangel aufwiesen. Eine ausgiebige Kernöl-Anwendung würde sie wieder stärken. Auf diese Weise würde Herr Groll drei Fliegen mit einer Klappe schlagen; Josephs Lauf würde beschleunigt, was wiederum Grolls Arme und Schultern entlasten würde und schließlich würde das Sulmtaler Backhuhn auch Herrn Grolls Gemüt auf Trab bringen.
Bin ich schon Brasilianer? – Ein Reise- und Lebensabschnittsbericht
Copacabana, Karneval & Bossa Nova … Brasilien strahlte für mich schon immer eine magische Anziehung aus – exotisch, bunt und lebensfroh. Bei meinem Erstkontakt mit dem Land konnte ich laufen. Nach einem folgenschweren Schiunfall haben sich mein Reiseverhalten und meine Motive verändert, doch auch mit Rollstuhl komme ich immer wieder …
Schulinklusion in Südtirol – Die schwierige Praxis gemeinsamen Unterrichts
In Italien wurden 1977 die Sonderschulen abgeschafft. Ist das Land nun ein Musterbeispiel für Schulinklusion? Ja, sagt eine betroffene Mutter und Lehrerin. Nein, entgegnet ein ehemaliger Schüler mit Sehbehinderung.
Klassik für Kloppis
In Deutschland scheint es so zu sein, dass jede Stadt, die etwas auf sich hält, ein Großbauprojekt haben möchte, welches sich mindestens über ein Jahrzehnt hinzieht und auf jeden Fall vier Mal teurer als geplant werden muss.
Ich bin Joscha...
weiblich, 13 Jahre alt, Autistin. Und das hab ich zu sagen:
Die Mischung macht's! – Individualisiert, kooperativ und gemeinsam lernen
Laut der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen haben alle Kinder und Jugendlichen einen Anspruch auf inklusionsorientierten Unterricht, unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen bzw. von der Schwere einer Beeinträchtigung (vgl. Wagner 2013, 496). Dennoch werden Schülerinnen und Schüler mit schwerer Behinderung bundesweit kaum inklusiv an Allgemeinen Schulen unterrichtet.
Gehört dazu
„Mein Sohn hat das Down-Syndrom, und ich dachte, dass es in Deutschland nie eine bessere Zeit gab, behindert zu sein. Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher.“
Egoistinnen
Es ist wohl eine der schwersten Anschuldigungen an eine Mutter, sie eine Egoistin zu nennen. Wer Mutter ist, hat anscheinend alle eigenen Bedürfnisse aufzugeben und nur noch für das Kind zu existieren.
Das erste Haus für Menschen mit Demenz in Nepal
In Nepal ist Wissen über die Pflege und Betreuung von Menschen mit kognitiven Erkrankungen kaum vorhanden. Als erste Pflegeinstitution im Land setzt ‚The Hope Hermitage‘ den Fokus auf Alzheimer und Demenz – ein Meilenstein. Wegen fehlenden Fachwissens stößt das Betreuungspersonal aber häufig an seine Grenzen.
Hoch hinaus: Kaunertal barrierefrei
Auf zum Karlesjoch – höchster Aussichtsplatz für Rollstuhlfahrer in den österreichischen Alpen auf 3108 Meter
Konfetti im Kopf – Demenz berührt mit vielen Gesichtern
Hinter der Gründung von Konfetti im Kopf steht der Hamburger Fotograf Michael Hagedorn, der Anfang 2007 die Idee dazu hatte und diese seitdem konsequent federführend mit konzipiert und organisiert. Konfetti im Kopf ist eine bundesweite Aktivierungskampagne, welche die motivierende Kraft von Kunst, Kultur und Begegnung nutzt, um die breite Öffentlichkeit für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Es sollen Brücken gebaut werden zu einem besseren Verständnis für ein Leben mit Demenz.
Sein und Nichtsein
Häufig versunken in Nebel und dunklen Gedanken, wenige lichte Momente – seit vier Jahren lebt der Vater des Autors mit Demenz. Die Krankheit hat beide verändert.
Die soziale Seite der Demenz
Verwirrtheit im Alter haben Menschen früher als einen Teil der conditio humana betrachtet: Sie kann zum letzten Lebensabschnitt dazugehören. Heute heißt diese Verwirrtheit „Demenz“ und wird als Krankheit kategorisiert. Die Medikalisierung der Demenz hat einen ganzen Komplex von medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen hervorgerufen, der absehbar an die Grenzen seines Wachstums kommen wird. Die soziale Seite der Demenz – das, was die Zivilgesellschaft tun kann – ist darüber in Vergessenheit geraten.
„Wir sind nicht behindert – wir werden behindert“
Forschungsprojekt widmet sich der Selbstbestimmt Leben Bewegung in Österreich
Bewegung ist Leben
Als Kind erkrankte der heute 60-jährige Loyenda Franco an Polio. Er lebte als obdachloser Flüchtling in Portugal und reiste trotz – oder gerade wegen seiner Behinderung – um die Welt. Gründe, den Kopf in den Sand zu stecken, hatte er viele. Auch wenn ihn seine Beine nicht zu tragen vermögen, schaffte er es stets, weiterzugehen und das Positive im Leben zu sehen.
„Da ist einfach mehr passiert“
Statt Studienbetrieb an der Hochschule als Volunteer bei den Special Olympics
Wie viel ein kleiner Mensch aushalten kann
Es ist schwer, „irgendwo“ anzufangen bei unserem Sohn Samuel, der nur 1540 Tage bei uns sein durfte, ehe er am 12. Mai 2014 starb. Das war nach fast 40 Operationen, 80 bis 90 Intubationen, zahllosen Infekten und Komplikationen sowie unzähligen Klinikaufenthalten. Es ist unfassbar, wie viel ein so kleiner Mensch aushalten kann und muss. Oft stand ich hilflos und verzweifelt an seinem Bettchen, konnte sein Schreien kaum noch aushalten – und hätte ihm gern alles abgenommen.
Syrien – das Ende der Kindheit
Seit sechs Jahren werden syrische Kinder bombardiert und systematisch ausgehungert. Sie müssen zusehen, wie Freunde und Familienmitglieder vor ihren Augen getötet oder unter dem Geröll ihrer Häuser verschüttet werden. Sie beobachten, wie ihre Schulen und Krankenhäuser zerstört werden. Man versagt ihnen Nahrung, Medizin und lebenswichtige Hilfsgüter und viele werden auf der Flucht vor den kriegerischen Auseinandersetzungen von Freunden und Familien getrennt. Mit jedem weiteren Kriegsjahr erreicht die Gewalt gegen Kinder ein neues, bisher nicht vorstellbares Ausmaß und internationales Recht wird von allen Seiten missachtet.
Schmerzen bei Menschen mit mehrfacher Behinderung – Ein Problemaufriss
S., eine 49-jährige Frau mit einer schweren Behinderung und jahrelanger Hospitalisierungserfahrung, zeigt häufig selbst- und fremdverletzendes Verhalten. In der letzten Woche hatte das stark zugenommen. S. schlug mit dem Kopf gegen den Heizkörper und auf den Boden. Heute kam sie schreiend in die Tagesförderstätte und war nicht zu beruhigen. Daraufhin wurde der Notarzt geholt und S. in das städtische Krankenhaus gebracht. Es wurde ein Darmverschluss diagnostiziert, der sofort operiert werden musste (13.09.2015, Tagesdokumentation). S. hatte wahrscheinlich aufgrund einer lebensbedrohlichen Erkrankung über Tage starke Schmerzen, die von ihrer Umwelt nicht als solche wahrgenommen wurden. Leider sind ähnliche Situationen bei Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen häufig. Das Erkennen, die Behandlung und die Begleitung von Schmerzen sind bei dieser Personengruppe sowohl von der Medizin, der Pflege als auch von der Heil- bzw. Sonderpädagogik lange vernachlässigte Themen. Dabei haben diese Menschen wahrscheinlich häufiger als jede andere Personengruppe Schmerzen und sind diesen in besonderer Weise ausgeliefert.
Sven-Erik, einundzwanzig
Was bedeutet es, mit Down-Syndrom zu leben? Erwachsen zu werden mit einer Behinderung, die von vielen Menschen als Einschränkung empfunden wird?
„Mich hat man einfach meistens links liegen gelassen“
Die Wahl des Pseudonyms „Lea Fadenlauf“ für die nachfolgend erzählte Lebensgeschichte aus dem Buch „Biografie – Partizipation – Behinderung“ (Hedderich, Egloff, & Zahnd, 2015) war alles andere als zufällig. Sie liegt in der Geschichte selbst begründet, denn diese nimmt ihren Lauf wie ein loser Faden, der Krümmungen, Knicke oder gar Knoten haben kann. Lea Fadenlauf erzählt ihre Geschichte aber nicht um ihrer selbst willen, sondern zielt auf eine Wirkung. Sie möchte, dass die „klugen Köpfe“ (Zahnd & Fadenlauf, 2016, S. 66) verstehen, wie ihr Leben ist und vertritt dabei die Überzeugung, dass viele Ausschlussprozesse geschehen, weil schon gar nicht verstanden wird, wo das Problem sein könnte. Deshalb erachtet sie es als wichtig, „dass die Leute wissen […], wie ein Leben mit einer Lernschwäche ist“ (ebd.). Mit der Geschichte, die sie gemeinsam mit einer Schreibassistenz im Rahmen eines Forschungsprojekts aufgeschrieben hat, will sie aufzeigen, weshalb wir mit Menschen wie ihr den Austausch suchen müssen, wenn wir das Ziel einer inklusiven Gesellschaft erreichen möchten. Es ist deshalb ihr Anliegen, dass sie von möglichst vielen Leuten gelesen wird.
Die Geister in meinem Kopf
Adi-Ida Landgraf ist Spastiker und seit dem 17. Lebensjahr auf der Suche nach Antworten. Also begann er, die vielen Gedanken aufzuschreiben, die ihm durch den Kopf gehen. Das half ihm, sein „inneres Durcheinander in die Reihe zu bringen“. Und weil er wollte, dass möglichst viele Menschen erfahren, dass ein behinderter Mensch genau so ein Leben hat, wie jeder andere – mit Träumen, Wünschen und Bedürfnissen –, gab er 2010 seine Tagebuchtexte als Buch heraus. Im folgenden Text lässt er uns an seinen Gedanken teilhaben.
Mareice Kaiser – die mit dem behinderten Kind
Ihre Tochter starb im Alter von vier Jahren. Das Netz trauerte. Bloggerin Mareice Kaiser setzt sich dafür ein, dass behinderte Kinder mehr sein dürfen als Diagnosen – und Eltern mehr als Pflegekräfte.
Konsequente Erziehungsversuche
Fast alle Leute sind sich einig: Auch ein behindertes Kind muss gut erzogen werden – so eines BESONDERS gut sogar! Ich finde, dass das eine Diskriminierung ist, denn warum muss gerade ein behindertes Kind besser erzogen sein als ein anderes – als Ausgleich?
Die Kinder vom Berg
Im von „Brot für die Welt“ unterstützten Star Mountain Center bei Ramallah werden Menschen mit intellektuellen Behinderungen gefördert – außerdem wird viel unternommen, um sie in die Gesellschaft zu integrieren. Eine Ausnahme im palästinensischen Westjordanland: Beim Tag der Offenen Tür geht es deshalb vor allem darum, sich bemerkbar zu machen.
Schwangerschaft: Jesper * 24. 7. 2014 † 17. 7. 2014
Das Kind in Lisas Bauch ist schwerstbehindert, Ärzte raten zur Abtreibung. Die Eltern suchen nach ihrer Antwort auf eine der schwierigsten Fragen des Lebens.
Surfen mit Behinderung
Jens packt den Gabelbaum und stemmt sich kräftig gegen den Wind. Mit einer harten Bewegung zieht er das Segel zu sich heran. „Da ist ganz schön viel Power drin.“ Stärke sechs dürfte heute an der Ostsee herrschen – deutlich mehr als angesagt. Die Wellen rollen nicht hoch, aber in kurzen Abständen an den Strand von Großenbrode. Der Wind ist auflandig. „Du musst den Druckpunkt im Segel spüren. Du kannst es waagerecht drehen“, erklärt die ehrenamtliche Helferin Sabine. Sie macht die Bewegungen vor. „Du kannst es aber auch kippen.“
Schwer behindert – leicht bekloppt
Bernd Mann und Christian Kenk wollen anderen Mut machen
Geschwisterkinder
„… Und um mich kümmert sich keiner!“
Leibdialog (Stinkes)
Erste Reflexion einer präreflexiven Erfahrung
Willi-Therapie
In meinem Umfeld beobachte ich die Tendenz, dass Freunde – statt sich einmal ordentlich aufzuregen – ständig behaupten, an jeder noch so ätzenden Situation innerlich zu reifen. Eigentlich wundere ich mich, dass nicht schon alle ganz erleuchtet sind! Mit einem behinderten Kind müsste man dann bald ein Heiliger sein und nur noch durch die Gegend schweben vor lauter Möglichkeiten, an denen man seelisch wachsen kann. Tut man aber nicht. Ich stampfe sogar – ganz im Gegenteil – des Öfteren mit meinem Fuß auf den Boden, wenn mich mein Sohn nervt.
Ein Grab in Rom
Ein Taxi hatte sie vom Bahnhof Roma Termini in das Testaccio-Viertel hinter dem Aventin gebracht. Herr Groll war sehr aufgeregt. Immer wieder sah er in seinen Unterlagen nach und als nach zwanzig Minuten Fahrt die Pyramide des römischen Volkstribuns Gaius Cestius in Sicht kam, bedeutete er dem Fahrer, er möge auf der Stelle anhalten. Außer der Pyramide, die mit ihren 36 Metern Höhe nicht weltbewegend sei, gebe es in diesem Viertel keine Sehenswürdigkeiten, hatte der Fahrer gemeint, ob er sie nicht zum Forum Romanum bringen solle?
Inklusion: Aufgabe der Gesellschaft
Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen sind in unserer Gesellschaft nach wie vor eine Gruppe, deren soziale Inklusion und gesellschaftliche Partizipation nicht als zufriedenstellend zu bewerten ist. Der Anspruch an Inklusion kann vor dieser Gruppe nicht enden. Nein, Inklusion wird sich an dieser Gruppe erst entscheiden, wie Fragner in der Einleitung zum Themenheft „Partizipation von schwerbehinderten Menschen“ (2015, S. 1) präzise feststellt.
Ein langer Weg – Gleichstellung behinderter Menschen in Nepal
Menschen mit einer Behinderung haben in Nepal kein einfaches Leben. Gesetzliche Grundlagen für die Gleichstellung von behinderten und nichtbehinderten Menschen sind vorhanden. Doch es mangelt an der Umsetzung.
Ein Mathematikunterricht für alle! – 10 Bausteine für einen inklusiven Mathematikunterricht in der Grundschule
Ein Mathematikunterricht für alle! Unter diesem Titel habe ich 2014 einen Aufsatz veröffentlicht, in dem ich die allgemeindidaktischen Konsequenzen und die Grundlagen für ein fachdidaktisches Umdenken für den Mathematikunterricht dargestellt habe (Klaus Rödler, 2014). 2016 habe ich einen Ratgeber mit Materialbänden veröffentlicht, der darstellt, wie der Unterricht in den ersten beiden Schuljahren auf Grundlage dieser Überlegungen praktisch gestaltet werden kann (Klaus Rödler, 2016 a-f). Hier möchte ich einige zentrale Bausteine dieses neuartigen Konzepts benennen und kurz erläutern. Sie erlauben, dass der Mathematikunterricht sich von einem Nebeneinander differenzierter Parallellehrgänge zu einem inklusiven, das heißt gemeinsamen Unterricht wandeln kann.
Sonderschule ja oder nein?
Laut Bildungsministerium soll es ab 2020 in Österreich keine Sonderschulen mehr geben. Als Wegbereiter dafür werden in der Steiermark, in Tirol und Vorarlberg inklusive Modellregionen eingerichtet. Dagegen wehrt sich eine Elterninitiative in der Steiermark und hat eine bundesweite Bürgerinitiative (www.elternbrief.at) gestartet. Sie hat Angst um das Wohl ihrer behinderten Kinder und sieht sich in ihrer Wahlfreiheit beschränkt – ein Diskurs via E-Mail.
Auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen! – LIFEtool hilft
Stellen Sie sich vor: Sie sind durstig und können sich kein Glas Wasser bestellen, weil Sie nicht sprechen können. Oder: Sie haben Bauchschmerzen und können nicht sagen, wo es genau wehtut. Niemand versteht Ihre Gesten oder noch schlimmer, Sie werden falsch verstanden.
Gestützte Kommunikation heute – Erfahrungen und Gedanken
Meine erste Begegnung mit FC (Facilitated Communication – Gestützte Kommunikation) liegt ziemlich genau 25 Jahre zurück. Unser autistischer Sohn hatte früh gesprochen, sich schon mit drei Jahren für Formen und Buchstaben interessiert – und dann bis zum fünften Lebensjahr allmählich die Sprache wieder verloren.
Was ich daraus gemacht habe – Unterstützte Kommunikation im Alltag
Es ist 7.47 Uhr. Ich liege in meinem Bett in meiner eigenen kleinen Wohnung. Unruhig bewege ich mich hin und her. Ich träume. Langsam wache ich auf. Was war das für ein gruseliger Albtraum? Hätte wohl so mein Leben ausgesehen, wenn mir die Mittel von Unterstützter Kommunikation (UK) nicht zur Verfügung gestanden wären?
Was wäre wohl gewesen, wenn meine Mutter nicht von Anfang an von der Tatsache überzeugt gewesen wäre, ihre Tochter könne kommunizieren? Was wäre wohl gewesen, wenn ich nicht immer wieder Menschen getroffen hätte, die mit unendlicher Geduld für mich nach individuellen Lösungen gesucht hätten? Und was wäre wohl gewesen, wenn ich irgendwann frustriert aufgegeben und nicht diesen verdammten Dickschädel gehabt hätte? Nun ja, ich wäre wohl wirklich im Bällchenbad versunken. Zum Glück bleibt es aber ein schrecklicher Albtraum!
So weit die Hände tragen
Auf einer Demonstration gegen das Schreckensregime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad trifft den 17-jährigen Syrer Abdullah Zaror eine Kugel in den Rücken. Seitdem sitzt er im Rollstuhl. Mit der Hilfe seiner Familie und Freunde floh er nach Deutschland. Wir erzählen die Geschichte seiner Flucht.
Das Richtige sagen
Immer wieder einmal bekomme ich vorgeworfen, dass man sich einer Familie mit einem Kind gegenüber ja gar nicht richtig verhalten KÖNNE! Egal, was man sagt – alles sei falsch.
Wenn wir unsere Unschuld nie verlören
Übertriebenes Interesse an sozialen Belangen, Überlegenheitswahn und Egomanie und ein zwanghafter Hang zur Konformität. So beschreibt die Bloggerin Laura Tisoncik auf ihrer Webseite Institute for the Study of the Neurologically Typical eine neurobiologische Besonderheit, die sie das neurotypische Syndrom nennt. „Es wurde noch keine wirkungsvolle Therapie gefunden“, stellt sie lapidar fest. Laura Tisoncik lebt gut mit ihrer Zuschreibung als Frau mit Autismus, indem sie auf ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit als der verbindlichen besteht und die sogenannte Norm als Abweichung definiert.
Vulnerabilität – Stress – Bewältigung
Seit einigen Jahren gilt das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Bewältigungsmodell als ein wichtiger Ansatz zur Erklärung von Persönlichkeits- und schizophrenieformer Störungen. Zugleich dient es zur Grundlegung therapeutischer Interventionen und psychoedukativer Unterstützungsmaßnahmen. Angesichts seiner Vorzüge findet der Ansatz auch in der pädagogischen Arbeit mit Menschen Zuspruch, denen neben Lernschwierigkeiten zusätzliche Verhaltensauffälligkeiten nachgesagt werden. Mit dem vorliegenden Beitrag soll aufgezeigt werden, dass der Ansatz ebenso für die Unterstützung von Personen aus dem Autismus-Spektrum fruchtbar sein kann. Hierzu wird zunächst das Thema der Vulnerabilität aufgegriffen. Anschließend geht es um Stress autistischer Menschen und um selbstbestimmte Bewältigungsformen unter Berücksichtigung von Resilienz. Schlussfolgerungen für die Praxis runden den Beitrag ab.
Gebrauchstiere
Mein behinderter Sohn Willi hat keine Freunde. Das klingt hart und vielleicht stimmt es auch nicht ganz, denn möglicherweise hat er in der Klasse seiner Förderschule ein oder zwei Kinder, mit denen er so etwas wie „befreundet“ ist, aber keiner von ihnen war jemals bei uns zu Hause zu Besuch und keinen hat Willi je zu sich eingeladen. Es kann auch keiner von ihnen gut genug sprechen, um seinen Eltern zu sagen, sie würden gerne mit Willi spielen – und auch Willi wäre mit so einer Aussage am Talker überfordert. Und genau genommen kann Willi ja auch gar nicht richtig spielen. Und deshalb kann er vielleicht auch noch keine Freundschaften haben, in denen interagiert wird.
Hochsensible sehen die Welt anders
Sie möchten sich am liebsten die Ohren zuhalten, wenn ein Rettungswagen mit Martinshorn vorbeifährt. Nach einem langen Arbeitstag ziehen sie sich zurück und brauchen ihre Ruhe. Dafür spüren sie beinahe hellseherisch schon beim Betreten eines Raums, wenn Streit in der Luft liegt, und werden von ihren Freunden für ihr großes Einfühlungsvermögen geschätzt. Sie gehen gerne in Kunstausstellungen und sind kreativ. Sie lieben die Natur.
Umwege zur Lust oder Herr Groll schreibt einen Brief
Lieber Marco!
Wundere Dich nicht über diesen Brief. Lies ihn aufmerksam, aber wirf ihn nicht weg. Es könnte sein, dass Du in kommenden Jahren die eine oder andere Passage nachlesen willst. Bevor ich zur Sache komme, lass mich ein paar Worte über Deinen Vater sagen …
Bettys erstes Mal
Betty ist 73 und Jungfrau. Noch nie hat ein Mann ihren nackten Körper gestreichelt. Betty ist fast blind und lernbehindert. Noch nie hat sie gespürt, wie das kribbelt im Bauch. „Ick hab Mut“, sagt Betty und nickt, „ick hab Mut“. Es ist Freitagabend im Trebeler Gästehaus. An einem langen Tisch sitzen behinderte Menschen und ihre Betreuerinnen und Betreuer. Kerzen brennen, Kastanien liegen neben bunten Blättern auf der Tischplatte. Einige löffeln Kürbissuppe, andere stehen Schlange am Büfett. „Vorher müssen wir beten“, sagt ein behinderter Mann mit Bart und faltet die Hände. „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast. Amen.“
„Fachstelle .hautnah.“ – Ein besonderer Raum für besondere Menschen
18 Libida-Sexualbegleiterinnen und -Sexualbegleiter wurden österreichweit in bisher drei Lehrgängen in der „Fachstelle .hautnah.“ im steirischen Kalsdorf ausgebildet. Die Libida-Sexualbegleitung® ist mittlerweile eine geschützte Marke. Weil diese Arbeit hoch sensibel ist, wird Qualität großgeschrieben – wissenschaftliche Evaluierungen, laufende Fortbildungen, Beratung, Fachberatung und sexualpädagogische Materialien zeugen davon. Ein besonderes Angebot sind die „.Libida. Abende“.
Auf Skiern zurück ins Leben – Barrierefreies Hochalpinerlebnis in der Schweiz
„Es war wie eine Befreiung“, sagt Doris Peyer über ihr erstes Wintersporterlebnis in der Aletsch Arena im Schweizer Kanton Wallis. Nach vielen Jahren im Rollstuhl hätte sie es nicht für möglich gehalten, jemals wieder Ski zu fahren. Die UNESCO-Region am Aletschgletscher hat für ihre Bemühungen um ein barrierefreies Hochalpinerlebnis den Innovationspreis der Deutschen Stiftung für Querschnittlähmung erhalten.
Mein Sohn Willi besucht eine ganz exklusive Waldorf-Förderschule
Als ich im Jahr 2007 mein erstes Kind bekam, war ich mir nicht bewusst gewesen darüber, dass ich an dieses Kind Erwartungen hatte. Erst als wir erfuhren, dass unser Sohn das Down-Syndrom hatte, platzte der mir nicht bewusste Traum vom ganz normalen Leben mit einem ganz normalen Kind. Der Schmerz über diesen Verlust war groß und nur mein kleines Baby mit seinen weichen Wangen konnte mich trösten. Wir gaben ihm den Namen Willi und wir wollten ihn so nehmen, wie er war.
Camphill – das Werden einer Bewegung
Anlass gibt es genug, gerade jetzt den Versuch zu machen, die Geschichte der Camphill-Bewegung und der dahinterliegenden gesellschaftlichen Impulse ihres Gründers – Karl König – in ein kurzes Bild zu bringen. Zum Einen sind am 1. Juni dieses Jahres 75 Jahre seit dem Einzug der kleinen Pioniergruppe in das schottische Gutshaus „Camphill“ vergangen, das den Namen für eine weltweite Bewegung abgeben sollte. Zudem jährt sich zu Ostern 2016 der Tod des österreichischen Arztes, Forschers, Heilpädagogen und Sozial-Gestalters König zum 50. Mal.
Waldorfschule Emmendingen – eine Schule für alle Kinder!
„Es ist normal, verschieden zu sein“: Unter diesem Motto lernen seit fast 20 Jahren Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam an der Waldorfschule Emmendingen. Bis heute ist sie die einzige staatlich anerkannte integrative Schule in Baden-Württemberg. Die Verleihung des Jakob Muth-Preises für inklusive Schule ist nur ein Indiz dafür, dass dieses Motto hier auch wirklich gelebt und umgesetzt wird.
Keine Wunder, aber so manche Überraschung
In einer Bremer Klasse wird tagtäglich um gemeinsames Lernen gerungen. Haben all die Kinder, die abweichen von dem, was die Gesellschaft als „normal“ definiert, weil sie langsamer lernen, sich schlecht konzentrieren können oder schneller aggressiv werden, nun wirklich das Gefühl, dazuzugehören? Nur weil man ihnen sagt: Ihr gehört jetzt dazu. Hier ein Rückblick auf vier Jahre gemeinsame, vielfach herausfordernde Entwicklungsarbeit.
Zwischen Wertschätzung von Diversität und spezialisierter Intervention
Ein behindertenpädagogisches Dilemma im Zeichen der Inklusion
Vom Triathlon ins Leben – ein Buch, das Mut macht
Fesselnd und unterhaltsam geschrieben, erzählt die kürzlich erschienene Autobiografie das Leben eines 32 Jahre alten Kärntners, der mit Willensstärke, Mut und Kampfgeist seinem bis dahin tristen Leben eine Wende gab.
Mit Händen sprechen
Wenn jemand die Formulierung benutzt, mein Kind „leide“ unter dem Down-Syndrom, korrigiere ich ihn in der Regel, denn mein Kind leidet nicht. Wenn einer leidet, dann eher ich, weil mein Sohn mit seinen acht Jahren nicht auf die Toilette gehen will und immer laut Blasmusik hört. Aber Willi? Der leidet nicht, außer natürlich, ich nötige ihn, auf die Toilette zu gehen oder mache seine Blasmusik leiser.
Zur Sprache kommen: Wege der Integrativen Sprachförderung
Joanna winkt. Ich soll kommen. Malte schreibt mir einen Kritzelbrief. Er liest mir vor, was da steht: „Der Tag heute war toll.“ Joe ruft mich an. Er will mit mir sprechen. Lea schickt mir einen Brief. Es geht ihr gut, das freut mich. Mareike malt mir ein Kritzelbild. Sie hat an mich gedacht. Mustafa sagt mir etwas auf Türkisch. Als ich ihn fragend ansehe, übersetzt mir Ahmed, was Mustafa gesagt hat. Im Lehrerzimmer beginnt gleich die Konferenz. Sprache, in gesprochener und geschriebener Form, Sprache, gebärdet, verschlüsselt, offensichtlich, sofern man das „Kodierungssystem“ kennt…
Allein im tibetischen Hochland
Andreas Pröve hat sich ein großes Ziel gesetzt: eine über 5000 Kilometer lange Rollstuhlreise entlang des Mekong von Vietnam bis hinauf zu seiner Mündung im tibetischen Hochland. Dabei wird er mit ungeahnten Gefahren konfrontiert.
Partizipation als Bedingung für Entwicklung, Bildung und Lebensqualität
Es geht bei dem Thema „Inklusion und Schwerstbehinderte“ um das gesellschaftlich anerkannte und für alle Menschen gültige Ziel der gegenseitigen Anerkennung, Wertschätzung und der aktiven Mitgestaltung des gemeinsamen Lebens in all seinen Bereichen. Und gleichzeitig geht es um Menschen – hier insbesondere um Kinder – bei denen genau darin besondere Schwierigkeiten gesehen und angenommen werden.
„Hei!“ heißt: „Ich will zu meinen Freunden.“
Lotta soll in den Kindergarten gehen? Ben lacht. „Die kann doch gar nicht gehen.“ Lotta ist zwei und so schwer behindert, dass sie sich nicht einmal an der Nase kratzen kann. Ihr Bruder Ben ist fünf und einer der wenigen Menschen, die das Wort behindert so aussprechen wie blond oder kleine Schwester.
Schule und Autismus
Anregungen zur Wertschätzung „autistischer Intelligenz“ als Grundlage für die pädagogische Praxis.
Fannys Lächeln
Auf staatliche Unterstützung warten Menschen mit Behinderung in Ungarn oft vergebens.
Eine zu intensive Welt
„Was geht im Kopf meines Sohnes mit Autismus vor?“