Fanny Hozleiter sitzend am Cafetisch - Foto: Daniel Kaldori

 

aus Heft 1/2015 – Leben in Ungarn
Sebastian Garthoff

Fannys Lächeln

Auf staatliche Unterstützung warten Menschen mit Behinderung in Ungarn oft vergebens.

Auf staatliche Unterstützung warten Menschen mit Behinderung in Ungarn oft vergebens. Einige übernehmen deswegen lieber selbst die Initiative. Und bringen so die Anliegen behinderter Menschen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit – oft auf ganz unkonventionelle Weise, wie zum Beispiel die Bloggerin Fanny.

Budapest. An ihrem fünften Todestag ließ sich Fanny Hozleiter ein Smiley auf die Innenseite ihres Handgelenks tätowieren. 23 Jahre alt war die Ungarin damals. Nach Meinung der Ärzte hätte ihr Leben schon mit der Volljährigkeit vorbei sein sollen. Als die heute 25-Jährige eineinhalb Jahre alt war, wurde bei ihr eine Form von Muskeldystrophie diagnostiziert. Eigentlich dürfte es sie gar nicht mehr geben. 

Fanny aber ist präsent. Und die zierliche, junge Frau mit dem breiten Lächeln und den langen, dunkelblonden Haaren ist aktiv. An jedem Geburtstag feiert Fanny deswegen jeden der ihr einst vorausgesagten „Todestage“. An diesem Tag denkt sie sich immer etwas Verrücktes aus: Sie fuhr mit ihrem elektrischen Rollstuhl auf der Rolltreppe, färbte sich die Haare bunt, kletterte auf Berge und einmal betrank sie sich auch.

Und Fanny hat einen Blog gegründet. „Die Welt mit dem Rollstuhl“ heißt er und wurde 2012 in Ungarn mit dem „Golden Blog Award“ ausgezeichnet – bei einem Wettbewerb des führenden Wirtschaftsmagazins HVG. Bis zu 70.000 Leute lesen Fannys populäre Blogeinträge. Sie tritt im Fernsehen auf, spricht im Radio, hält Vorträge in Schulen, in allen möglichen ungarischen Print- und Onlinemedien wurde über sie berichtet. Zu zahlreichen Veranstaltungen im ganzen Land wird sie als Moderatorin eingeladen. „In erster Linie aber bin ich Autorin“, stellt Fanny Hozleiter klar. „Mosolyka“ nennt sie sich auf ihrem Blog. „Mosoly“ heißt übersetzt Lächeln. Sie will die Menschen vor allem zum Lachen bringen.