„Da ist einfach mehr passiert“
Statt Studienbetrieb an der Hochschule als Volunteer bei den Special Olympics
Ob Delegationsleitung, Flughafendienst, Versorgung, Transport, Kindersportprogramm, Betreuung von Ehrengästen, Infodesk oder Zeitnehmung. Überall waren rund 300 Studierende der KPH-Graz (Kirchliche Pädagogische Hochschule Graz) bei den Special-Olympics-Weltwinterspielen eine Woche lang als sogenannte Volunteers im Einsatz.
Viele der Studierenden waren von Anfang mit großer Begeisterung dabei, manche wuchsen erst langsam in ihre Aufgaben hinein. Einige geben heute stolz zu, dass sie dankbar sind für diese „Zwangsbeglückung“ einer emotionalen Erfahrung der besonderen Art. Denn ganz freiwillig war der Einsatz zu Beginn nicht. Der Anstoß dazu war von der Leiterin des Instituts für innovative Pädagogik und Inklusion der KPH-Graz (Kirchliche Pädagogische Hochschule Graz) Prof. Mag. Dr. Susanne Herker gekommen. Sie hatte das Rektorat dazu motiviert, eine Woche lang den regulären Studienbetrieb für das Lehramt Primarstufe, Lehramt für Volksschulen, das Lehramt für Sonderschulen und Lehramt für Religionspädagogik auszusetzen und dafür die Special Olympics zu unterstützen.
Neben den Studierenden stellten sich auch ein paar Professoren und Professorinnen der KPH Graz mehrere Tage lang rund um die Uhr zur Verfügung. Die Koordination der Studierenden und der Informationsfluss mit dem Organisationskomitee von der Anmeldung bis zur der Akkreditierung erfolgte durch die Institutsleitung.
Das Organisationskomitee der Special Olympics zeigte sich vom Engagement, der Pünktlichkeit und den teilweise zwölfstündigen Tageseinsätzen der Studierenden begeistert. Die Nachwirkung dieses Einsatzes wird nach Meinung der Initiatorin Susanne Herker noch lange anhalten und hätte durch 100 Seminarstunden niemals gewonnen werden können: „Da ist einfach mehr passiert, denn es wurde damit eine echte Unterstützung einer Wertehaltung gelebt bzw. ermöglicht, deren Weitreichung von vielen nicht gleich erkannt wurde.“ Mit großer Freude nahmen die Studierenden auch die Volunteer-Sportbekleidung von Northland entgegen, die sie als Anerkennung für die geleistete Arbeit behalten dürfen.
Was sagen Studierende über ihren Einsatz?
„Ich möchte mich bei Ihnen und der KPH für die einmalige Möglichkeit bedanken, dass ich als Volunteer an den Special Olympics Winter Games teilnehmen und diese erleben durfte.“
„Gerade auch hinsichtlich unseres zukünftigen Berufes war es eine wertvolle, wichtige und wunderbare Möglichkeit, die Herzlichkeit, die Begeisterungsfähigkeit und die Leistungsfähigkeit der AthletInnen sowie aller Delegationen zu spüren und mitzuerleben! Eine unvergessliche Woche mit einzigartigen Begegnungen und Erlebnissen!“
„Viele von uns mussten zu ihrem Glück gezwungen werden, aber ich versichere Ihnen, egal mit wem ich mich unterhielt, JEDE/R war im Endeffekt begeistert.“
„Ich werde diese Mega-Stimmung nie vergessen und auch die tolle Sportausrüstung wird mir noch lange dienlich sein!“
„Die Special Olympics waren für mich ein außergewöhnliches Ereignis. Ich konnte Erfahrungen sammeln, Eindrücke gewinnen und die unterschiedlichsten Menschen aus aller Welt kennenlernen. Die Athletinnen und Athleten nahm ich als beeindruckende, energiegeladene, mutige Persönlichkeiten wahr, die in dieser Woche alles gegeben und vieles erreicht haben. Ich bin für das Erleben dieser gemeinsamen Zeit sehr dankbar, da ich viel für mich selbst mitnehmen konnte und erst jetzt im Nachhinein merke, was diese Erfahrungen bei mir ausgelöst haben und wie sehr sie mir helfen, mich persönlich weiterzuentwickeln.“
Susanne Herker
Was bringt der Special-Olympics-Einsatz für Lehre und Studierende?
Im Curriculum „Lehramt für Primarstufe“ ist Inklusion ein sogenanntes Kernelement mit der Bezeichnung „Inklusive Pädagogik mit Fokus auf Begabung und Behinderung“. Dazu sind im Laufe der acht Semester Module wie Inklusive Primarstufenpädagogik und -didaktik oder Schuleingang und Inklusion im Curriculum zu finden. Eine Veranstaltung wie Special Olympics schafft einen total anderen, einen vorurteilsfreien Zugang zum Thema kognitive Beeinträchtigung. Stigmata wie, diese Menschen wären unzugänglich, Emotionen wären mit ihnen nicht teilbar, körperlich könnten sie nicht gefordert werden bzw. sie forderten sich selbst nicht etc. werden ausgeräumt. Das bestätigen auch Gespräche mit Studierenden. Die Überraschung über das Potenzial für Begeisterung, Freundlichkeit, Offenheit in der Kommunikation und körperlicher Trainierbarkeit hat bei den Studierenden eine völlig andere Sicht der Thematik gebracht. Solche Erfahrungen machen die Seminare und bildungswissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema realitätsnaher, die fachliche Diskussionsgrundlage ist eine völlig andere. Damit ist auch für die Kollegenschaft und nicht zuletzt für den gesamten Lehrbetrieb der KPH eine merkbare Einflussgröße aus den Special Olympics anzumerken.
Susanne Herker, Mag.a Dr.in, Leiterin des Institutes für Innovative Pädagogik und Inklusion an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule der Diözese Graz-Seckau, hatte die Idee, statt einer Woche Lehre bei den Special-Olympics-Weltwinterspielen zu helfen.