Inklusion: Niemanden zurücklassen!
An jedem Ort kann jemand ausgeschlossen werden, obwohl er mittendrin lebt. Überall kann ein Mensch sozial unsichtbar gemacht werden, seine Menschen- und Bürgerrechte, ja sogar seinen Namen verlieren.
Intro:
Inklusion: Niemanden zurücklassen!
Beim Inklusionsdiskurs geht es meist um verkürzte räumliche Vorstellungen. Inklusion ist keine einfache Relation zwischen drinnen und draußen. An jedem Ort kann jemand ausgeschlossen werden, obwohl er mittendrin lebt. Überall kann ein Mensch sozial unsichtbar gemacht werden, seine Menschen- und Bürgerrechte, ja sogar seinen Namen verlieren.
Oft verläuft auch eine scharfe Trennungslinie zwischen „inkludierbaren“ und „nicht inkludierbaren“ Menschen. Georg Feuser spricht von „selektierender Inklusion“. Trotz schöner Worte bleibt in vielen Köpfen ein „Rest“, der angeblich nicht integriert werden kann. Soziologen sprechen von „Nutzlosen“, die keiner braucht und schätzt. Von „Überflüssigen“, um die sich keiner kümmert, was sie fühlen. Inklusion ohne Exklusion zu denken ist naiv und fahrlässig.
Die Denkfigur des „Schwerbehinderten“ wird im Inklusionsdiskurs zu einem Repräsentanten des Nichtintegrierbaren, schreiben Tobias Bernasconi, Ursula Böing, Harald Goll und Michael Wagner und entwerfen einen gemeinsamen, kooperativen Unterricht, in dem jedes Kind seinen Platz hat. Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich oft allein gelassen, Sören Bauersfeld und Karin Terfloth, aber auch Claudia Omonsky zeigen konkrete Beispiele, wie ein inklusiver Unterricht für alle Kinder möglich ist.
Martina Kaack stellt den kommunikativen Anschluss in den Fokus ihres Beitrags. Willi Prammer, Eva Prammer-Semmler und Marianne Wilhelm fordern, dass bei der schulischen Kompetenzorientierung auch schwerbehinderte Schülerinnen und Schüler mitgedacht werden müssen. Kerstin Ziemen geht der Frage nach, was Didaktik im Kontext von Inklusion kennzeichnet.
Der Magazinteil ist wie immer informativ, bunt, kritisch – aus dem vollen Leben gegriffen:
„Mein Sohn hat das Down-Syndrom, und ich dachte, dass es in Deutschland nie eine bessere Zeit gab, behindert zu sein. Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher,“ schreibt Stefanie Flamm und Joscha Röder antwortet: „Ich bin Joscha, weiblich, 13 Jahre alt, Autistin. Und das hab ich zu sagen.“ Beeindruckend, berührend: „Ich will keinen Schutzraum. Ich will nicht, dass ich betteln muss um Teilhabe. Ich will dazugehören, wie ich bin. Ich will, dass die Behörden und die Medien aufhören, Behinderte wie lästige Mängelexemplare zu behandeln oder wie Sozialschmarotzer.“
Reimer Gronemeyer entlarvt in seinem Essay den Begriff Inklusion als Gegenbegriff von Freiheit und Befreiung. Auch ich persönlich möchte nicht in jede Gemeinschaft inkludiert werden! Eine Gemeinschaft muss als ein „Mit-Sein“ unter Aufrechterhaltung der eigenen Freiheit gesehen werden. Gelebte Inklusion stellt neben der sozialen Zugehörigkeit die Würde eines jeden Menschen in den Mittelpunkt.
Bei der Inklusionsdebatte entwerfen wir oft eine schöne Welt auf weißem Papier und rechnen nicht mit Widerständen, mit den Begrenzungen und Wechselwirkungen, die auf die Komplexität des Themas hinweisen. Eine andere Welt ist möglich, aber dazu braucht es auch konkrete Modelle.
Leseproben:
Gehört dazu
„Mein Sohn hat das Down-Syndrom, und ich dachte, dass es in Deutschland nie eine bessere Zeit gab, behindert zu sein. Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher.“
Die Mischung macht's! – Individualisiert, kooperativ und gemeinsam lernen
Laut der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen haben alle Kinder und Jugendlichen einen Anspruch auf inklusionsorientierten Unterricht, unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen bzw. von der Schwere einer Beeinträchtigung (vgl. Wagner 2013, 496). Dennoch werden Schülerinnen und Schüler mit schwerer Behinderung bundesweit kaum inklusiv an Allgemeinen Schulen unterrichtet.
Ich bin Joscha...
weiblich, 13 Jahre alt, Autistin. Und das hab ich zu sagen:
Klassik für Kloppis
In Deutschland scheint es so zu sein, dass jede Stadt, die etwas auf sich hält, ein Großbauprojekt haben möchte, welches sich mindestens über ein Jahrzehnt hinzieht und auf jeden Fall vier Mal teurer als geplant werden muss.
Schulinklusion in Südtirol – Die schwierige Praxis gemeinsamen Unterrichts
In Italien wurden 1977 die Sonderschulen abgeschafft. Ist das Land nun ein Musterbeispiel für Schulinklusion? Ja, sagt eine betroffene Mutter und Lehrerin. Nein, entgegnet ein ehemaliger Schüler mit Sehbehinderung.
Bin ich schon Brasilianer? – Ein Reise- und Lebensabschnittsbericht
Copacabana, Karneval & Bossa Nova … Brasilien strahlte für mich schon immer eine magische Anziehung aus – exotisch, bunt und lebensfroh. Bei meinem Erstkontakt mit dem Land konnte ich laufen. Nach einem folgenschweren Schiunfall haben sich mein Reiseverhalten und meine Motive verändert, doch auch mit Rollstuhl komme ich immer wieder …
Inhalt:
Artikel | |
---|---|
Wider den Ungeist selektierender Inklusion
|
|
Inklusion und Exklusion von Schülerinnen und Schülern mit schwerer Behinderung
|
|
Die Mischung macht’s!
|
|
SchülerInnen mit schwerer Behinderung im inklusiven Unterricht
|
|
Interaktion im Fokus
|
|
Alle sind Menschen. Sind alle kompetent?
|
|
Inklusion und Didaktik – Die Mehrdimensionale Reflexive Didaktik
|
|
Gehört dazu
|
|
Ich bin Joscha...
|
|
Keine pauschale Ablehnung von behinderten Versicherungswerbern
|
|
Von der Schule suspendiert
|
|
Schulinklusion in Südtirol
|
|
Inklusion erfordert innere und äußere Schulreform
|
|
Technik und Inklusion
|
|
Klassik für Kloppis
|
|
Inklusion
|
|
Lebensfreude mit unsichtbarer Behinderung
|
|
Bin ich schon Brasilianer?
|
|
Wir bleiben dran!
|
|
Der Halbmord von Kindberg
|
|
VERBUND Empowerment Fund der Diakonie
|
|
Österreich im Fieber
|
|
Die Neugierde der Bienenhirten
|
|
Von Schildkröten lernen
|
|
„Klettern macht süchtig“
|
|
Lesevergnügen: Herr Groll und der Dozent ermitteln wieder
|
|
Besondere Künstler in Berlin
|