Die andere Seite von Demenz
Personen mit Demenz suchen Sicherheit durch menschliche Nähe. Unsere Sicherheit suchen wir durch distanzierende Einordnung.
Intro:
Die andere Seite von Demenz
Der Mensch ist und bleibt ein Rätsel. Je tiefer wir graben, desto mehr Schichten kommen zum Vorschein, es ist kein fester Grund zu finden. Des Menschen Unergründbarkeit und seine Verletzlichkeit zeigen sich oft im hohen Alter. Wenn die Rätsel zu groß werden, wie bei der Demenz, dann versuchen wir, das Phänomen zu kategorisieren, in ein – medizinisches – Raster einzuordnen, dabei gerät die andere Seite von Demenz aus dem Blickfeld.
Georg Theunissen beschreibt neuere Befunde, Diagnostik und praktische Konsequenzen bei schweren neurokognitiven Störungen. Dabei gibt es auch Besonderheiten bei Menschen mit Lernschwierigkeiten. Statt in neue (exkludierende) Sondersysteme zu investieren, sollten vielmehr vorhandene allgemeine Dienste des Gesundheits- und Sozialwesens sensibilisiert und unterstützt werden.
Reimer Gronemeyer richtet den Blick auf die soziale Seite der Demenz. Die alten Rhythmen des Lebens sind zum Schweigen gebracht. Demenz darf keine Alterserscheinung mehr sein, sondern bekommt das Etikett Krankheit. Damit tritt die Frage nach den gesellschaftlichen Voraussetzungen und Folgen in den Hintergrund.
Gronemeyer geht es um die Neuerfindung einer „wärmenden, einer nachbarschaftlichen Gesellschaft. Sie wird von Gastfreundschaft und nicht von Inklusion reden. Der Begriff Inklusion schützt vor nichts, erlaubt aber die Gleichschaltung“.
Hendrik Trescher beleuchtet Demenz als pädagogische Herausforderung. Es ist schon erstaunlich, dass im Umgang mit diesen Personen die „Hoheit der Pflege“ vorherrscht, wo doch eine Fülle von erprobten pädagogischen Handlungsansätzen der Behindertenpädagogik zur Verfügung stünde. Eine pädagogische Sichtweise würde den Monolog der Institutionalisierung durch einen teilhabenden Dialog zumindest ergänzen.
Matthias Dammert, Helma M. Bleses und Thomas Beer befassen sich mit der Seite der professionellen Mitarbeitenden. Trotz Schulung in Konzepten wie „Basale Stimulation“ oder „Integrative Validation“, bei denen der emotionale Gehalt der Kommunikation hervorgehoben wird, verhalten sich Mitarbeitende in der Praxis anders als sie wollen. Während Personen mit Demenz durch Nähe Sicherheit gegeben wird, suchen Mitarbeitende diese Sicherheit durch Distanz.
Helga Schneider-Schelte ist tagtäglich mit der praktischen Seite von Demenz beschäftigt. Sie weiß um die Sorgen und Nöte der pflegenden Angehörigen, die meist auf die Situation nicht vorbereitet sind. Sie gibt viele praktische Tipps, um einen gemeinsamen Weg zu finden und jedem mit Achtung und Respekt zu begegnen.
Im Magazinteil finden sich wieder starke Texte und eindrucksvolle Fotos – diesmal auch als Einstiegsbilder zu den Fachartikeln. Michael Hagedorn begleitet mit seiner Kamera sensibel Menschen mit Demenz und fordert uns zum dialogischen Sehen heraus. Der wahre Kern der Persönlichkeit kann trotz des langsamen Abschieds des Vertrauten und des damit verbundenen Schmerzes niemals verlorengehen. Der ganze Leib, besonders das Gesicht, erzählt die Lebensgeschichte eines jeden Menschen und fordert uns auf zu antworten.
Hagedorns berührende Fotos wollen uns dafür die Augen öffnen und Mut für ein bedingungsloses Annehmen der Persönlichkeit jedes Menschen machen.
Leseproben:
Die soziale Seite der Demenz
Verwirrtheit im Alter haben Menschen früher als einen Teil der conditio humana betrachtet: Sie kann zum letzten Lebensabschnitt dazugehören. Heute heißt diese Verwirrtheit „Demenz“ und wird als Krankheit kategorisiert. Die Medikalisierung der Demenz hat einen ganzen Komplex von medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen hervorgerufen, der absehbar an die Grenzen seines Wachstums kommen wird. Die soziale Seite der Demenz – das, was die Zivilgesellschaft tun kann – ist darüber in Vergessenheit geraten.
Sein und Nichtsein
Häufig versunken in Nebel und dunklen Gedanken, wenige lichte Momente – seit vier Jahren lebt der Vater des Autors mit Demenz. Die Krankheit hat beide verändert.
Konfetti im Kopf – Demenz berührt mit vielen Gesichtern
Hinter der Gründung von Konfetti im Kopf steht der Hamburger Fotograf Michael Hagedorn, der Anfang 2007 die Idee dazu hatte und diese seitdem konsequent federführend mit konzipiert und organisiert. Konfetti im Kopf ist eine bundesweite Aktivierungskampagne, welche die motivierende Kraft von Kunst, Kultur und Begegnung nutzt, um die breite Öffentlichkeit für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Es sollen Brücken gebaut werden zu einem besseren Verständnis für ein Leben mit Demenz.
Hoch hinaus: Kaunertal barrierefrei
Auf zum Karlesjoch – höchster Aussichtsplatz für Rollstuhlfahrer in den österreichischen Alpen auf 3108 Meter
Das erste Haus für Menschen mit Demenz in Nepal
In Nepal ist Wissen über die Pflege und Betreuung von Menschen mit kognitiven Erkrankungen kaum vorhanden. Als erste Pflegeinstitution im Land setzt ‚The Hope Hermitage‘ den Fokus auf Alzheimer und Demenz – ein Meilenstein. Wegen fehlenden Fachwissens stößt das Betreuungspersonal aber häufig an seine Grenzen.
Egoistinnen
Es ist wohl eine der schwersten Anschuldigungen an eine Mutter, sie eine Egoistin zu nennen. Wer Mutter ist, hat anscheinend alle eigenen Bedürfnisse aufzugeben und nur noch für das Kind zu existieren.
Inhalt:
Artikel | |
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Schwere neurokognitive Störungen (Demenzen) bei Menschen mit Lernschwierigkeiten1
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Die soziale Seite der Demenz
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Demenz – kritische Analysen, pädagogische Reflexionen
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Nähe oder Distanz – Wer will was?
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Hart an der Grenze – pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz
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Sein und Nichtsein
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Nur nicht Donnerstag, da spiele ich Schach
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Konfetti im Kopf
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Egoistinnen
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Bei Missständen nicht schweigen
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Positive Diskriminierung ermöglicht uneingeschränkte Teilhabe
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Lehrmeister
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Abschied vom Objektivismus
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Hoch hinaus: Kaunertal barrierefrei
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Das erste Haus für Menschen mit Demenz in Nepal
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Die Jagd nach Impulsen
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Innsbruck, Hotel Adler
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Österreichs Pflege- und Altenheime im Fokus der Kritik
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Grundlose und teure Inklusionshindernisse
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Selbst entscheiden
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Sprachschätze aufspüren
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Sport beugt Demenz vor
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