Auffälliges Verhalten
Es sind subjektive Hilfeschreie im extremen Verhalten versteckt. Deren Entschlüsselung zeigt uns Wege zum Dialog auf.
Intro:
Auffälliges Verhalten
Es sind überfordernde Situationen für alle. Für diejenigen, die sich nicht anders zu helfen wissen als durch ihr schwieriges und zuweilen extremes Verhalten. Aber auch für ihre Bezugspersonen, die mit ihrem gut gemeinten Handeln nicht selten an oder über die eigenen Grenzen kommen. Für die Umwelt schließlich, die zunehmend Ängste entwickelt und sich manchmal schützen muss. Hilflosigkeit und Überforderung herrschen in solchen Situationen vor.
Wie kann und soll man mit herausforderndem Verhalten umgehen? Das war die Ausgangsfrage zu diesem Heft, das dieses Mal unter tatkräftiger Mitwirkung von Mitarbeitenden des Instituts für Behinderung und Partizipation der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) zustande kam.
Lars Mohr, der bei der Planung des Heftes federführend war, listet in seinem Beitrag die charakteristischen Merkmale auffälligen Verhaltens auf, um den subjektiven Sinn des Verhaltens besser verstehen zu können. Stefania Calabrese und Pia Georgi-Tscherry betrachten die Kommunikationsformen, die oft nicht verstanden werden. Sie wollen den Blick auf die Gesamtsituation schärfen, um Distanz zu überwinden und einen verstehenden Zugang zu finden. Rita Baumann und Remi Frei zeigen anhand von Menschen mit Autismus-Spektrum und Trisomie 21, dass auffallende Besonderheiten auch auf Bewältigungsstrategien verweisen, die für diese Menschen bedeutsam sind. Dabei hilft das Wissen darüber, welche individuellen Schlussfolgerungen jemand aus seinen bisherigen subjektiven Erfahrungen gezogen hat. Der Erfahrungsbericht von Chris Piller zieht das Resümee, dass der „Gang durch die Institutionen doch nicht die Lösung sein kann!“ Er bringt Heilpädagogik und Psychiatrie in einen Dialog, bei dem auch die Einstellungen der beteiligten Helferpersonen auf den Tisch kommen.
Tanja Sappok und Sabine Zepperitz sehen in der emotionalen Entwicklung den Schlüssel zum Verständnis von Verhalten. Die Schwere der Verhaltensauffälligkeiten hängt nach ihnen vom emotionalen Entwicklungsstand ab. Dessen Feststellung kann dazu beitragen, auf jede Person individuell einzugehen. MartinKühn weist in seinem Beitrag darauf hin, wie wichtig ein pädagogischer Beitrag in der psychosozialen Versorgung traumatisierter Menschen ist.
Der Magazinteil erweitert den Zugang zum Thema. Nadine Zeller erzählt die Geschichte einer jungen Frau mit Psychose. Wenn die Worte für Emotionen fehlen, werden solche Störungen oft übersehen. Die Stimme der Eltern bringt Birte Müller wieder eindrucksvoll auf den Punkt. „Ich habe bis heute keine Antworten auf die Frage nach dem Warum. Warum gerade unser Kind? Und ich halte die Frage für sinnlos. Sie hat mich immer nur Kraft gekostet und nie weitergebracht.“ Ferdinand Klein plädiert eindringlich für ein Menschenbild in der Pädagogik, welches den Menschen als Subjekt wieder in den Mittelpunkt stellt.
Wir sind davon überzeugt, dass die Art der Beziehung mit dem Anderen das Entscheidende ist. Es sind nicht die Eigenschaften, die ein Mensch hat oder nicht hat. Aus solchen Begegnungen lernen wir, dass behinderte Menschen nicht das Gegenteil, sondern ein Teil von uns sind. Ein Gefühl davon sollte auch bei Ihnen, werte Leserin und geschätzter Leser, entstehen, wenn Sie unsere Zeitschrift aufmerksam durchlesen. Verlagern Sie doch einmal Ihren Blick auf die künstlerischen Kostbarkeiten, die dieses Mal als „Einstiegsbilder“ von Sigrid Reingruber stammen – oder auf die „Begegnung mit Nadine“, fotografiert von Patrick Junker.
Leseproben:
„…der Gang durch die Institutionen kann doch nicht die Lösung sein!“
Erfahrungsbericht aus der Fachbegleitung von Teams in einer psychiatrischen Klinik und eines Wohnheimteams in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Beeinträchtigung
Emotionale Entwicklung als Schlüssel zum Verständnis von Verhalten bei Personen mit geistiger Behinderung
Eine geistige Behinderung umfasst nicht nur rein kognitive Kompetenzen, auch die sozio-emotionale Entwicklung kann im Rahmen der veränderten Funktionsweise des Gehirns beeinträchtigt sein. Dieser Artikel stellt den emotionalen Entwicklungsansatz, seine Bedeutung für das beobachtbare Verhalten sowie die praktische Relevanz in der Therapie und Förderplanung dar – vor allem, wenn herausfordernde Verhaltensweisen auftreten.
Behinderung als Erbe göttlicher Strafe ist in Indien alltäglich
Das Oberste Gericht in Indiens Hauptstadt New Delhi wies im Januar dieses Jahres die Zentralregierung und die Regierungen der Bundesstaaten an, einen Zeitplan vorzulegen, um alle öffentlichen und privaten Busse in den kommenden Monaten behindertenfreundlich zu gestalten. Eine Reihe von Richtlinien soll dazu beitragen, dass „zehn Prozent der staatlichen Fahrzeuge im öffentlichen Personennahverkehr bis März 2018 vollständig zugänglich werden“. Das Gericht verhandelte den Fall eines sehbehinderten Mannes aus Nordindien.
Vor-Willi und jetzt
Als unsere Tochter Olivia vier Jahre alt war, beschäftigte sie das Wunder ihrer Existenz sehr und sie stellte mir die philosophische Frage: Wo waren wir, bevor wir geboren wurden? Und warum sind wir eigentlich genau der Mensch, der wir sind?
Schwer krank und niemand merkt es
Menschen mit Lernbehinderung haben ein erhöhtes Risiko, auch psychisch zu erkranken. Doch solche Störungen werden oft übersehen. Die Geschichte einer jungen Frau mit Psychose.
Inhalt:
Artikel | |
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Was macht Verhalten herausfordernd?
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Dialogische Aspekte
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Syndromspezifische Verhaltensweisen als Ausdruck sinnvoller Lebensstrategien?
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„…der Gang durch die Institutionen kann doch nicht die Lösung sein!“
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Emotionale Entwicklung als Schlüssel zum Verständnis von Verhalten bei Personen mit geistiger Behinderung
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Trauma und behindertes Leben – Grundlagen pädagogischer Interventionen
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Schwer krank und niemand merkt es
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Es keimt das Unsagbare
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Erinnerungskultur als religiöser Imperativ
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Vor-Willi und jetzt
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Mut zum Schlichtungsverfahren
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Ein Schulterschluss für die Rechte und Chancen behinderter Menschen
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Begegnung mit Nadine
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Den Menschen als Subjekt wieder einführen
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„Kein Kind ist von Grund auf aggressiv“
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Behinderung als Erbe göttlicher Strafe ist in Indien alltäglich
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Das Zauberhafte im Herzen
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Schweiz: Neue Züge sind nicht barrierefrei
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Erste barrierefreie Skistation in Österreich
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Erster akademischer Lehrgang für Peer-Beratung
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Gesucht werden Geschichten über „Luft und Liebe“
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Willkommen zur Social Media-Ecke!
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Leidenschaft verbindet
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Erste Rollstuhlfahrerin als Tischtennis-Spezialtrainerin
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Herr Groll und der Bürgerkrieg
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Trauer um Keyvan Dahesch
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