Autismus neu denken
„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“ (Francis Picabia). Wir müssen Autismus neu denken: Anders ist nicht gleich pathologisch.
Intro:
Autismus neu denken
Anders ist nicht gleich pathologisch. Das ist wahrscheinlich die zentrale Einsicht in den letzten Jahren beim Autismus-Spektrum. Durch die Schilderungen ihrer „Innenwelten“ bringen autistische Personen die bisherige Sichtweise ins Wanken…
Anders ist nicht gleich pathologisch. Das ist wahrscheinlich die zentrale Einsicht in den letzten Jahren beim Autismus-Spektrum. Durch die Schilderungen ihrer „Innenwelten“ bringen autistische Personen die bisherige Sichtweise ins Wanken. „Je heller, desto lauter, je lauter, desto verschwommener“, so schildert Denise Linke ihre Wahrnehmung im Interview. Ihre spezifische Wahrnehmung, ihr eigenes Denken ist eine Variante der neuro-logischen, menschlichen Vielfalt.
Der Sohn eines berühmten Hirnforschers, Kai Markram, fordert seinen Vater nicht nur im Alltag heraus, sondern er bringt auch die bisherigen neurowissenschaftlichen Theorien zur Erklärung von Autismus durcheinander. „Jeder dachte, dass diese Menschen keine Emotionen haben. Aber Kai, so merkwürdig es klingen mag, konnte wirklich in dich hineinschauen, sogar viel tiefer als andere.“ Die Eltern erforschen nun die Ursachen für das Verhalten ihres Sohnes. Ihre wissenschaftlichen Ergebnisse deuten darauf hin, dass autistische Personen die Welt – positiv wie negativ – zu intensiv wahrnehmen.
Die Beiträge von Dietmar Zöller und Christine Preißmann öffnen uns einen Spalt zu ihrer Innenwelt. Dietmar Zöller fragt, ob sein Gehirn wie ein verrücktes Versandhaus arbeitet und Christine Preißmann gibt aus eigener Erfahrung praktische Tipps, um gut leben zu können.
Immer mehr Personen aus der Fachwelt lassen sich auf ein Umdenken ein. Das drückt sich auch in der Sprache aus: Sie bedienen sich nicht mehr einer Defizitsprache, sondern bemühen sich um eine neutrale, funktionale Problemsicht. So Georg Theunissen und André Frank Zimpel in ihren Beiträgen. Theunissen gibt wertvolle Anregungen zum Verstehen autistischer Schülerinnen und Schüler und plädiert für die Wertschätzung ihrer „autistischen Intelligenz“. Zimpel hebt die neuropsychologischen Potenziale des Autismus-Spektrums als soziale Bereicherung hervor.
Auch Brita Schirmer möchte unsere Aufmerksamkeit von den Schwächen zu den Stärken autistischer Menschen lenken. Richtet sich der Scheinwerfer nicht mehr ausschließlich auf die Defizite, so können auch die Potenziale zum Vorschein kommen. Das Verstehen ist die Voraussetzung für ein gemeinsames Miteinander und in der Schule für einen qualitativen inklusiven Unterricht, an dem dann alle autistischen Kinder und Jugendlichen teilnehmen können.
Und noch einmal Denise Linke auf die Frage, was ihr besonders auf den Geist gehe. Ihre Antwort kurz und bestimmt: Ungerechtigkeit! Wie viel davon mussten Personen im Autismus-Spektrum bis jetzt durch unsere Unkenntnis ertragen!
Leseproben:
Schule und Autismus
Anregungen zur Wertschätzung „autistischer Intelligenz“ als Grundlage für die pädagogische Praxis.
Eine zu intensive Welt
„Was geht im Kopf meines Sohnes mit Autismus vor?“
Fannys Lächeln
Auf staatliche Unterstützung warten Menschen mit Behinderung in Ungarn oft vergebens.
Inhalt:
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Schule und Autismus
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Achtung Andersdenkende!
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Mein Gehirn ist wie ein verrücktes Versandhaus
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Menschen mit Autismus
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Die Stärken stärken und nicht nur an den Schwächen messen
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Eine zu intensive Welt
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„Je heller, desto -lauter. Je lauter, desto verschwommener“
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Erfahrungen ohne Empfindungen?
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Die ÜBERbehinderten
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„Dem ORF geht da etwas verloren“
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Fallbeispiel und Kommentar
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Wer glaubt schon einer „Behinderten“?
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Fannys Lächeln
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Berührungsängste?
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Meine Arbeit als Special Olympics-Reporter
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Der Fluch von Frascati
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Bildgeschichten zu Behinderung
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