Do 28.09.2017 Uhr

Fachtag: Mit personzentrierter sozialräumlicher Arbeit Wege ins Quartier öffnen. - D28327 Bremen

„Es geht um mich: in meiner Straße, meiner Gegend, meiner Stadt…“ - Mit personzentrierter sozialräumlicher Arbeit Wege ins Quartier öffnen. Fachtag in Bremen .
Ort: Bürgerzentrum „Neue Vahr“, Berliner Freiheit 10, 28327 Bremen, Deutschland.

Einführung:
„Personzentriert arbeiten heißt, andere Menschen in ihrer ganz persönlichen Eigenart ernstzunehmen, versuchen, ihre Ausdrucksweise zu verstehen und sie dabei zu unterstützen, eigene Wege zu finden.“

(Marlis Pörtner)

„Es geht nicht darum, diese Menschen in irgendeiner Form zu ‚bessern‘, sondern darum, ihre Lebensbedingungen zu verändern und neue Ressourcen zu schaffen.“

(Wolfgang Hinte)

Spätestens mit der Behindertenrechtskonvention ist eine neue und klare Ausrichtung des Hilfesystems für Menschen mit Behinderung vorgegeben: Nicht mehr die Ausgestaltung des Lebens in Wohnheim, Werkstätte und Tagesstätte steht im Vordergrund, sondern die Entdeckung und Gestaltung von Teilhabemöglichkeiten im Stadtteil, in der Freizeit und im Arbeitsleben.

Hierbei stehen zwei einander ergänzende Fachkonzepte im Mittelpunkt: Das Personzentrierte Konzept und die Sozialraumorientierung.

Im Personzentrierten Konzept und im Fachkonzept Sozialraumorientierung geht es gleichermaßen nicht darum, Menschen mit Behinderung nach den Vorstellungen der Fachleute zu verändern, sondern die Lebensbedingungen des Menschen so zu gestalten, dass er seinen Bedürfnissen entsprechend leben kann.

Es reicht nicht mehr, angemessene Wohnungen und schön ausgestattete Tagesstätten zur Verfügung zu stellen. Die Orientierung auf das Gemeinwesen wird immer wichtiger. Der Sozialraum muss erschlossen werden, damit Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft ankommen.

Wir laden Sie herzlich dazu ein, diese Herausforderungen auf dem Fachtag gemeinsam zu diskutieren und Handlungsperspektiven zu entwickeln.

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Workshops „Sozialraumorientierung - Personzentriert“

In fünf Workshops werden unter diesen Aspekten verschiedene Felder des Hilfesystems für Menschen mit Behinderung mit ihren neuen Anforderungen und Herausforderungen betrachtet.

1.Wohnen im Sozialraum
2.Teilhabe am Arbeitsleben
3.Neue Aufgaben für Fachkräfte
4.Veränderungen im Sozialraum
5.Neue Herausforderungen für Organisationen

Inhalte der Workshops

Die personzentrierte Umsetzung sozialräumlicher Arbeit ist eine grundlegende und richtungsweisende Aufgabe der gesamten Behindertenhilfe.

Personzentriertes und sozialräumliches Arbeiten führt zum Umdenken in allen Angeboten für Menschen mit Behinderung.

Personzentrierung und Sozialraumorientierung fordern eine Reflektion der eigenen Haltung, ein geändertes professionelles Verständnis der praktischen Arbeit sowie politische Einmischung vor Ort.

Mit der Umsetzung der Konzepte der Personzentrierung und der Sozialraumorientierung werden neue und hohe Anforderungen an Fachkräfte und Organisationen gestellt.

1. Wohnen im Sozialraum
Regina Schütz, Sascha Rogoski

Menschen mit Behinderung wollen in der Gemeinde und im Stadtteil als Bürger und Teilhabende sichtbar sein. Gemeindeintegrierte Wohnangebote, die Vernetzung im Sozialraum und passgenaue Unterstützungsangebote tragen dazu bei, neue inklusive soziale Strukturen zu schaffen. Ziel ist einen neuen Mix aus Selbsthilfe, bürgerschaftlichem Engagement, Nachbarschaft und professioneller Unterstützung zu ermöglichen.

Eine Wohnung im Stadtteil ist für Menschen mit Behinderung noch kein Garant für gute Lebensqualität. Entscheidend ist die soziale Einbindung im Sozialraum. Wie kann das nachbarschaftliche Engagement gefördert werden? Welche Chance bietet bürgerschaftliches Engagement zur Stärkung der Teilhabe im Wohnquartier? Welche Aufgaben kommen auf bestehende Wohnangebote zu, damit die soziale Einbindung von Menschen mit Behinderung gelingt?

2. Teilhabe am Arbeitsleben
Heinz Becker

Arbeit ist in unserer Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Jeder Mensch hat das Recht, ungehindert an der Arbeitswelt teilhaben zu können. Dieses Recht ist nicht an Voraussetzungen gebunden. Es besteht auch, wenn man nicht in der Lage ist, ein „Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer Arbeit“ zu leisten. Teilhaben heißt ja nicht alles können, was die anderen können, sondern am Leben teilnehmen.

Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit geistiger Behinderung vollzieht sich vornehmlich in Sondereinrichtungen, häufig in der Werkstatt für behinderte Menschen, beim ASB auch in der Tagesförderstätte. Hier suchen wir neben den internen Arbeitsangeboten personzentriert in unserem Quartier nach Möglichkeiten, am Arbeitsleben teilzuhaben.

Die Erfolge und Möglichkeiten, aber auch die Grenzen und Probleme der Teilhabe am Arbeitsleben sollen in diesem Workshop dargestellt und erörtert werden.

3. Neue Aufgaben für Fachkräfte
Manuela Druhm, Lea Dörlemann

In der Unterstützung von Menschen mit Behinderung verstehen sich die Fachkräfte traditionell als Förderer und Beschützer.

Inklusion, Sozialraumorientierung und Personzentriertes Konzept orientieren sich am Willen und den Kompetenzen des Einzelnen. Sie fordern immer wieder ein neues Hinterfragen und Überarbeiten des Tätigkeitsprofils der Fachkräfte, sodass sich die Anforderungen und Aufgaben im stetigen Wandel befinden. In Zukunft sind nicht nur die vier Wände der Einrichtung, sondern auch das Quartier mit seinen Bürgern, Institutionen und Angeboten der Arbeitsplatz der Fachkräfte.

Doch wohin genau geht diese Entwicklung? Und inwieweit müssen Grundeinstellungen verändert werden und ein Umdenken stattfinden?

4. Veränderungen im Sozialraum
Martina Küstner, Lara Monczka, Aykut Tasan (Quartiermanagement Schweizer Viertel)

Die Auffassung, dass es für Menschen mit Behinderung am besten sei, wenn sie entfernt von den anderen Menschen unter sich bleiben, ist so alt wie hartnäckig. Vielfach konzentrieren sich Hilfen für Menschen mit Behinderung auf den einzelnen Menschen, so als ob er losgelöst von seiner Umgebung in der Welt stehe. Im Personzentrierten Konzept und im Fachkonzept Sozialraumorientierung geht es „nicht darum, Menschen zu verändern, sondern Arrangements zu schaffen und Verhältnisse zu gestalten. Der Fokus ist immer die Umwelt, das Feld, in dem sich die jeweiligen Akteure mit ihren Interessen und Lebensentwürfen bewegen.“ (Wolfgang Hinte)

Am Beispiel der Entwicklung im Quartier „Schweizer Viertel“ in Bremen-Osterholz werden Projekte und Netzwerke vorgestellt.

Aber wie lernen Mitarbeitende das Gemeinwesen, in dem ihre Kunden leben, kennen? Wie gehen sie mit Ablehnung um? Welche Kontakte sind schon vorhanden und können genutzt werden? Wie verändern sich Sozialräume dabei? Wie bringen wir uns in bestehende Strukturen ein? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Stadtteil mit Gremien, Organisationen und Bürgerinnen und Bürgern?

5. Neue Herausforderungen für Organisationen
Konrad Seidl, Jan Tober

Sozialräumliches Arbeiten wird von der Politik (UN-Behindertenrechtskonvention, Bundesteilhabegesetz) eingefordert und ist aus fachlicher Perspektive in Organisationen der Behindertenhilfe ein zunehmend bedeutsamer Grundansatz. Sozialräumliches Arbeiten führt zum Umdenken in allen Bereichen der Sozialen Arbeit, insbesondere auch bezogen auf Angebote für Menschen mit Behinderung. Sozialraumorientierung fordert eine Reflektion der eigenen Haltung, ein geändertes professionelles Verständnis der praktischen Arbeit, „barrierefreie“ Dienste und Angebote sowie die politische Einflussnahme vor Ort. Damit werden hohe Erwartungen und Herausforderungen an die Organisationen gestellt.

Wie müssen Veränderungsprozesse innerhalb der Organisation gestaltet werden? Welche Akteure sind an diesem Prozess zu beteiligen?