Anthroposophische Gemeinschaften
Es sind vorwiegend die drei Bereiche „Leben im Alltag“, „Gestaltung des Arbeitslebens“ und „Bildung, Kultur und Spiritualität“, die den Menschen die Erfahrung eines gelingenden Lebens im sozialen Miteinander ermöglichen sollen.
Intro:
Anthroposophische Gemeinschaften
Das Konkrete fällt zunächst ins Auge, sobald man anthroposophisch geprägte Gemeinschaften betritt. Das Leben im Alltag ist solidarisch und doch selbstbestimmt. Alles ist durchdrungen von Qualität: was auf den Tisch kommt, wie der Körper gepflegt wird, wie die Zimmer bis zur Farbgebung ausgestaltet sind etc. Die Arbeit erscheint sinnvoll, es wird nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit der Natur und den Dingen respektvoll umgegangen. Angefangen von Bildungsreisen bis zu spirituellen Erfahrungen kommt auch das kulturelle Leben nicht zu kurz. Dieses Miteinander erscheint für manche zu schön, um wahr zu sein.
Gemeinschaft lässt uns an Wärme, Sicherheit, Vertrauen denken. Die traditionellen und lokalen Gemeinschaften des Dorfes oder der Familie schwinden, zugleich wächst die Sehnsucht nach Halt versprechendem Zusammensein. Ist dieses Zusammensein jedoch mit Ideologie verbunden, dann produziert es Ausschluss- und Selektionsmechanismen. Die Gemeinschaft muss als „Zusammen-Sein“ oder „Mit-Sein“ (Jean-Luc Nancy) gedacht werden – also unter Aufrechterhaltung des eigenen Seins, der eigenen Freiheit. Das ist auch die große zukünftige Herausforderung dieser Lebensweisen.
Darüber nachzudenken erfordert zunächst ein Bewusstsein des eigenen Herkommens. Karl König gründete vor 75 Jahren eine ganzheitlich therapeutische Gemeinschaft, die Camphill-Bewegung. Richard Steel zeichnet die Entwicklung dieser Bewegung als „umgekehrte Inklusion“ nach. Eine Umgebung, die jedem – ob behindert oder nicht – helfen soll, aber auch weitgefasst eine Therapie für das Soziale, für die Gesellschaft, sein könnte.
Christof Stamm zeigt die Facetten dieser Gemeinschaften auf und kommt zu dem Schluss, dass die Perspektive Inklusion weitere Impulse für solche Lebensgemeinschaften geben könnte. Christiane Drechsler beleuchtet deren Innenleben, indem sie Bewohner von „Hofgemeinschaften“ und anderen „Hausgemeinschaften“ befragt.
Thomas van Elsen sieht solche Lebens- und Arbeitsgemeinschaften als Orte ökologischer Inklusion. Er plädiert dafür, dass auf diesem Entwicklungsweg Mensch und Natur mitgenommen werden.
Dieses Heft trägt die Handschrift von Thomas Maschke. Er hat das Heft initiiert, Ideen geliefert und den Entstehungsprozess sorgsam begleitet. Lesenswert auch sein Essay. „Wir müssen immer wieder neu den Kindern begegnen, fragend, respektvoll, ohne zu bewerten, letztlich demütig“ – seine Kernaussage.
Welche zentralen Fragen stellen sich in der Zukunft? „Im Alter müssen wir eine Kultur des Gebens entwickeln“, so Maximilian Buchka im Gespräch mit Thomas Maschke. Und Wolf-Ulrich Klünker sieht die Gesellschaftsentwicklung als Ich-Entwicklung: „Es muss heute ein Menschenbild hinzukommen, das den freien Willen ernstnimmt“.
Interessant, bunt und vielfältig – wie immer – die Beiträge und Kolumnen in unserem Magazinteil.
Wir haben heute auf vielen Ebenen eine Krise des Wissens und des Denkens. Wir dürfen von der Makro- nicht auf die Mikroebene flüchten, so reizvoll manche Inseln sind. Wir sollten aber auch nicht unterschätzen, dass Veränderungen oft an der Peripherie entstehen, von ganz konkreten lokalen Lebensfeldern ausgehen. Schauen wir uns deshalb solche Lebensfelder ohne vorgefasste Einstellung genauer an!
Leseproben:
Waldorfschule Emmendingen – eine Schule für alle Kinder!
„Es ist normal, verschieden zu sein“: Unter diesem Motto lernen seit fast 20 Jahren Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam an der Waldorfschule Emmendingen. Bis heute ist sie die einzige staatlich anerkannte integrative Schule in Baden-Württemberg. Die Verleihung des Jakob Muth-Preises für inklusive Schule ist nur ein Indiz dafür, dass dieses Motto hier auch wirklich gelebt und umgesetzt wird.
Camphill – das Werden einer Bewegung
Anlass gibt es genug, gerade jetzt den Versuch zu machen, die Geschichte der Camphill-Bewegung und der dahinterliegenden gesellschaftlichen Impulse ihres Gründers – Karl König – in ein kurzes Bild zu bringen. Zum Einen sind am 1. Juni dieses Jahres 75 Jahre seit dem Einzug der kleinen Pioniergruppe in das schottische Gutshaus „Camphill“ vergangen, das den Namen für eine weltweite Bewegung abgeben sollte. Zudem jährt sich zu Ostern 2016 der Tod des österreichischen Arztes, Forschers, Heilpädagogen und Sozial-Gestalters König zum 50. Mal.
Mein Sohn Willi besucht eine ganz exklusive Waldorf-Förderschule
Als ich im Jahr 2007 mein erstes Kind bekam, war ich mir nicht bewusst gewesen darüber, dass ich an dieses Kind Erwartungen hatte. Erst als wir erfuhren, dass unser Sohn das Down-Syndrom hatte, platzte der mir nicht bewusste Traum vom ganz normalen Leben mit einem ganz normalen Kind. Der Schmerz über diesen Verlust war groß und nur mein kleines Baby mit seinen weichen Wangen konnte mich trösten. Wir gaben ihm den Namen Willi und wir wollten ihn so nehmen, wie er war.
Inhalt:
Artikel | |
---|---|
Camphill – das Werden einer Bewegung
|
|
Geschützt, aber ins Leben mit aufgenommen
|
|
Sein Leben gestalten
|
|
Das Bedürfnis nach Entwicklung – und das Recht darauf!
|
|
Anthroposophische Lebens- und Arbeitsgemeinschaften als Orte ökologischer Inklusion
|
|
Rom. Der Krieg um die Sampietrini
|
|
Aus dem Einkaufszentrum verwiesen
|
|
Anderssein hat seinen Reiz
|
|
„Ohrenschmaus“ kredenzt literarische Leckerbissen
|
|
Waldorfschule Emmendingen – eine Schule für alle Kinder!
|
|
„Nicht von dieser Welt?“
|
|
Willis Weihnachtsspecial
|
|
Aus alter Polizeikleidung werden neue Taschen
|
|
Mein Sohn Willi besucht eine ganz exklusive Waldorf-Förderschule
|
|
Vom Balkon in den Ballon
|
|
Tokyo 2020 – zwischen Superlativ und Bescheidenheit
|
|
Stimmenhören
|