Do 01.01.1970, 01:00 Uhr

Mit Menschen mit Behinderung arbeiten - Pädagogische Weiterbildung für Pflegekräfte

<p>In vielen Einrichtungen der Eingliederungshilfe f&uuml;r Menschen mit Behinderung arbeiten mittlerweile oft auch fachfremde Kr&auml;fte, die zwar &uuml;ber eine pflegerische Ausbildung verf&uuml;gen, aber sich bei behinderungsspezifischen Themen nicht sicher f&uuml;hlen.<br />
<br />
Diese Lehrgangsreihe m&ouml;chte daher p&auml;dagogische, medizinische und psychologische Grundlagen rund um das Thema Behinderung vermitteln, die Pflegefachkr&auml;fte&nbsp;w&auml;hrend ihrer Ausbildung nicht oder nur eingeschr&auml;nkt gelernt haben. Es geht hierbei einerseits um eine Auseinandersetzung mit den vorherrschenden Paradigmen der Eingliederungshilfe, wie Selbstbestimmung, Personenzentrierung und Empowerment und wie diese konkret in der Arbeit umgesetzt werden k&ouml;nnten. Andererseits werden auch Grundkenntnisse &uuml;ber verschiedene Behinderungsarten und den Umgang damit sowie medizinische und psychologische Basiskenntnisse vermittelt.</p>

<p>Aufbau der Lehrgangsreihe, Abschluss und Zertifikat</p>

<p>Die Lehrgangsreihe gliedert sich in drei Module, zwei dreit&auml;gige und ein zweit&auml;giges.</p>

<p>Nach der Veranstaltung setzen die Teilnehmenden innerhalb von zwei Monaten die gelernten Inhalte im Rahmen eines in der eigenen Einrichtung durchgef&uuml;hrten Kurzprojekts zur F&ouml;rderung der Selbstbestimmung eines Menschen mit Behinderung um.</p>

<p>Das Projekt wird selbstst&auml;ndig in Absprache mit dem Klienten bzw. der Klientin gew&auml;hlt, Verlauf und Ergebnisse des Projektes werden in einer schriftlichen Arbeit (ca. zehn Seiten) festgehalten. W&auml;hrend der Durchf&uuml;hrung k&ouml;nnen die Dozentinnen zur Beratung kontaktiert werden.</p>

<p>Die Durchf&uuml;hrung der F&ouml;rderaktivit&auml;t und das Verfassen der Projektarbeit sind Voraussetzung f&uuml;r den erfolgreichen Abschluss der Weiterbildung.<br />
Nach Besuch aller drei Module und Abschluss der Projektarbeit erh&auml;lt jeder Teilnehmende ein Zertifikat.</p>

<p>Zielgruppe</p>

<p>Pflegefachkr&auml;fte, z.&nbsp;B. Seniorenpfleger*innen oder Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, die in Einrichtungen der Eingliederungshilfe f&uuml;r Menschen mit&nbsp;Behinderung arbeiten und ihre p&auml;dagogischen Fachkenntnisse erweitern wollen.</p>

<p>Wenn Sie &uuml;ber eine andere Berufsausbildung verf&uuml;gen und an dieser Lehrgangsreihe teilnehmen m&ouml;chten, kontaktieren Sie uns bitte, damit wir die individuellen Voraussetzungen kl&auml;ren k&ouml;nnen.</p>

<p>Inhalte</p>

<p><strong>Modul 1: &nbsp;&nbsp; &nbsp;<br />
P&auml;dagogische Grundlagen und aktuelle Leitbilder in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung</strong></p>

<p><strong>Teilhabe gestalten</strong></p>

<p>Im ersten Modul der Lehrgangsreihe wird das Augenmerk auf den Schwerpunkt der Eingliederungshilfe gelegt.</p>

<p>In &sect; 1 des Bundesteilhabegesetzes (SGB IX) ist festgeschrieben, dass Menschen mit Behinderungen Leistungen erhalten, um die&nbsp;&bdquo;volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu&nbsp;f&ouml;rdern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken&ldquo;.</p>

<p>Was bedeutet &bdquo;volle&ldquo; und &bdquo;wirksame&ldquo; Teilhabe genau? Wie kann man Menschen mit kognitiver oder komplexer Beeintr&auml;chtigung bei der Umsetzung ihrer individuellen Teilhabew&uuml;nsche assistieren und begleiten? Was ist selbstbestimmte Teilhabe und was ist daran besonders? Was bedeutet Teilhabe f&uuml;r Sie und gibt es einen Unterschied zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung?</p>

<p>Sie erfahren viele Hintergr&uuml;nde zu Ihrer t&auml;glichen Arbeit und werden dabei unterst&uuml;tzt, Ihre T&auml;tigkeiten durch die Teilhabe-Brille zu sehen und gemeinsam zu beleuchten. Weiterhin erfahren Sie, dass Ihre Haltung eine wichtige Grundlage zur gelingenden Teilhabe ist.</p>

<p><strong>Inhalte:</strong></p>

<ul>
<li>Von der N&auml;chstenliebe zur Teilhabe &ndash; historische Reise durch die&nbsp;Behindertenhilfe</li>
<li>Behinderung hat verschiedene Sichtweisen &ndash; Definitionen</li>
<li>Teilhabe von erwachsenen Menschen &ndash; Abgrenzung zu Pflege und P&auml;dagogik</li>
<li>Vom Betreuer zur Assistenz &ndash; Wie sich unsere T&auml;tigkeit ver&auml;ndern muss</li>
<li>Bedarfsermittlung &ndash; Wie werden Teilhabew&uuml;nsche und -ziele festgestellt?</li>
<li>Teilhabe &ndash; ein kurzer Blick in die Gesetze</li>
<li>Blick in die Praxis &ndash; verschiedene Teilhabem&ouml;glichkeiten</li>
</ul>

<p><strong>P&auml;dagogische Grundlagen</strong></p>

<p>Dieser Seminarteil bietet einen umfassenden Einblick in die Grundz&uuml;ge p&auml;dagogischer Arbeit. Ziel ist eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im beruflichen Alltag. Fragen nach Leitmotiven f&uuml;r die Arbeit mit Menschen mit Behinderung werden ebenso behandelt wie Fragen der Selbstbestimmung und die F&ouml;rderung von Interessen.</p>

<p>Dabei spielt der Umgang mit N&auml;he und Distanz eine gro&szlig;e Rolle. Es wird eine reflektierende Haltung eingenommen, die es erm&ouml;glicht zum einen pers&ouml;nliche Grenzen zu wahren, aber auch den Umgang mit Grenzen der p&auml;dagogischen Arbeit oder mit Selbstbestimmung zu betrachten. Dabei wird der Fokus sowohl auf Eigenschutz als auch auf Gewaltpr&auml;vention gelegt.</p>

<p>Die beiden Tage sind methodisch abwechslungsreich gestaltet und bieten sowohl&nbsp;inhaltlichen Input als auch die M&ouml;glichkeit zur intensiven Auseinandersetzung mit&nbsp;eigenen Fallbeispielen.</p>

<p><strong>Inhalte:</strong></p>

<ul>
<li>Definitionen von Behinderung (Wiederholung vom Vortag) &ndash; Meine Haltung zu Menschen mit Behinderung</li>
<li>Umgang mit N&auml;he und Distanz</li>
<li>Empowerment als Leitmotiv f&uuml;r die Arbeit mit Menschen mit Behinderung</li>
<li>Kommunikation und Konfliktl&ouml;sung</li>
<li>Selbstbestimmung anerkennen (z.&nbsp;B. Umgang mit &bdquo;ungesunden Verhaltensweisen&ldquo;, F&ouml;rderung von individuellen Hobbys)</li>
<li>Gewaltpr&auml;vention</li>
</ul>

<p><strong>Modul 2:<br />
Praxis und Methoden der Alltagsbegleitung und F&ouml;rderung von&nbsp;Menschen mit Behinderung</strong></p>

<p>Das zweite Modul widmet sich der Theorie und Praxis der F&ouml;rderung von Menschen&nbsp;mit Behinderung in der p&auml;dagogischen Alltagsbegleitung sowie im Rahmen gezielter F&ouml;rderangebote. Zun&auml;chst erfolgt eine Einf&uuml;hrung in ethische und methodische&nbsp;Prinzipien der F&ouml;rderung sowie den strukturellen Aufbau der F&ouml;rderplanung.&nbsp;</p>

<p>Die an Teilhabe- und Selbstst&auml;ndigkeitsf&ouml;rderung orientierten Assistenzformen&nbsp;werden gemeinsam erkundet, angewandt und reflektiert. Die Teilnehmenden lernen bedeutsame Konzepte und Hilfsmittel zur St&auml;rkung von Kommunikation und Selbstbestimmung kennen und erproben ihre Anwendung.</p>

<p>Abschlie&szlig;end erfolgt ein Blick &uuml;ber den Tellerrand der Einrichtung der Behindertenhilfe in den Sozialraum. Gemeinsam werden &Uuml;berlegungen angestellt, wie der Austausch mit dem sozialen Umfeld der eigenen Einrichtung im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe gest&auml;rkt werden kann. Die Teilnehmenden planen mit Unterst&uuml;tzung eigene Projekte zur F&ouml;rderung von Teilhabe und Selbstbestimmung.</p>

<p><strong>Inhalte:</strong></p>

<p>1. Tag: &nbsp;Grundlagen</p>

<ul>
<li>Assistenzformen (Theorie und Praxis)</li>
<li>Methodik und methodische Prinzipien in der Assistenz</li>
<li>Leichte Sprache</li>
</ul>

<p>2. Tag:</p>

<ul>
<li>F&ouml;rderplanung und F&ouml;rderprozess</li>
<li>Zielhierarchie und -formulierung</li>
<li>Fachliche Reflexion</li>
<li>Unterst&uuml;tzte Kommunikation</li>
</ul>

<p>3. Tag:</p>

<ul>
<li>Sozialraumorientierung</li>
<li>Pers&ouml;nliche Zukunftsplanung</li>
<li>Auftrag und Beratung zur Projektarbeit</li>
</ul>

<p><strong>Modul 3:<br />
Medizinische und psychologische Grundlagen h&auml;ufiger&nbsp;Behinderungsarten</strong></p>

<p><strong>Medizinische Grundlagen</strong></p>

<p>Im letzten Modul der p&auml;dagogischen Weiterbildung f&uuml;r Pflegekr&auml;fte wird es an Tag 1 um die medizinischen Grundlagen rund um Behinderungsarten und psychiatrische Krankheitsbilder gehen.&nbsp;</p>

<p>Sie werden lernen, wie geistige Behinderungen entstehen und welche Merkmale und Erscheinungsformen die h&auml;ufigsten Behinderungsarten haben.</p>

<p>Auch Menschen mit geistiger Behinderung k&ouml;nnen psychisch erkranken. Daher bekommen Sie zus&auml;tzlich einen &Uuml;berblick &uuml;ber h&auml;ufige psychiatrische Krankheitsbilder wie Schizophrenie, Depressionen, Angst- und Zwangsst&ouml;rungen sowie Anregungen f&uuml;r den Umgang mit den sogenannten Doppeldiagnosen.&nbsp;</p>

<p><strong>Inhalte:</strong></p>

<ul>
<li>Grundlagen h&auml;ufiger Behinderungsarten</li>
<li>Abgrenzung psychische Erkrankung &lt;&ndash;&gt; geistige Behinderung</li>
<li>Grundlagen h&auml;ufiger psychischer Erkrankungen (z.&nbsp;B. Schizophrenie,<br />
Depression, Angst- und Zwangsst&ouml;rungen)</li>
<li>Umgang mit Doppeldiagnosen</li>
</ul>

<p><strong>Psychologische Grundlagen</strong></p>

<p>Am Tag 2 besch&auml;ftigen wir uns mit der psychologischen Seite Ihrer Arbeit.<br />
Sie werden die Grundlagen der Entwicklungspsychologie kennenlernen und wir&nbsp;werden gemeinsam erarbeiten, welche Bed&uuml;rfnisse Menschen mit Behinderung&nbsp;haben.&nbsp;</p>

<p>Damit Sie selbst seelisch gesund bleiben, widmen wir uns dem Thema Resilienz&nbsp;sowohl aus Sicht der Pflegekr&auml;fte als auch zur Ressourcenf&ouml;rderung f&uuml;r die Menschen mit geistiger Behinderung.&nbsp;</p>

<p>Dar&uuml;ber hinaus werden Sie Handwerkszeug f&uuml;r den Umgang mit herausforderndem Verhalten und Krisen bekommen, damit Sie auch in schwierigen Situationen sicher und angemessen handeln k&ouml;nnen.</p>

<p><strong>Inhalte:</strong></p>

<ul>
<li>Grundlagen Entwicklungspsychologie</li>
<li>Bed&uuml;rfnisse</li>
<li>Resilienz</li>
<li>Umgang mit herausforderndem Verhalten</li>
<li>Umgang mit Krisen, Anlaufstellen</li>
</ul>

<p>Referentinnen</p>

<p><strong>1. Modul:</strong></p>

<ul>
<li>Teilhabe gestalten:<br />
Barbara Dengler, Referentin Selbstvertretung Lebenshilfe-Landesverband Bayern e. V.</li>
<li>P&auml;dagogische Grundlagen:<br />
Sandra L&ouml;ffler, Dipl.-Sozialp&auml;dagogin (FH)</li>
</ul>

<p><strong>2. Modul:</strong><br />
Martina Diehm, Dipl.-Sozialp&auml;dagogin (FH), Master of Publich Health (MPH)</p>

<p><strong>3. Modul:</strong><br />
Katrin Wiesneth, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Heilpraktikerin</p>