Corona-Schriftzug mit einem Porträtfoto der Autorin im Buchstaben O in der Mitte. Die Buchstaben C und A bestehen aus Tortenstücken.

Portraitfoto Cornelia Pfeiffer: Claudia Werner & Caritas OÖ; Schriftzug Corona: Eva-Maria Gugg

Meine Erfahrungen mit dem Corona-Virus

Cornelia Pfeiffer, Jahrgang 1963, lebt in einer Wohnung der Caritas für Menschen mit Beeinträchtigungen in Linz in Oberösterreich. Cornelia Pfeiffer ist in Altheim im Innviertel geboren und aufgewachsen. Ab 1976 wohnte sie in verschiedenen Einrichtungen für beeinträchtigte Menschen in Oberösterreich, vor 23 Jahren konnte sie ihre eigene Wohnung bei der Caritas beziehen. Cornelia Pfeiffer arbeitet als Qualitäts-Evaluatorin beim Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen. Sie schreibt seit ihrer Schulzeit und ist Ohrenschmaus-Preisträgerin.

Als ich erfahren habe, dass das Corona-Virus auch
schon bei uns angelangt war, da war ich selbst krank.
Mich hatte die Grippe erwischt.
Eine Ärztin hat gesagt, ich habe bestimmt nicht
das Corona-Virus, weil ich nicht in Italien war.
Italien war besonders vom Corona-Virus
betroffen und alle, die dort waren,
können sich mit diesem Virus angesteckt haben.

Zwei Wochen später ist es mir schon besser gegangen.
Ich bin schon spazieren gegangen.
Ich bin auch schon einkaufen gegangen.
Ich freute mich auf den Samstag, weil wir da meine
Freundin Karin besuchen wollten, die auf Reha war.
Und ich freute mich auf die Geburtstagsfeier,
die an diesem Tag stattfinden sollte.
Aber alles ist anders gekommen:
Das Geburtstags-Essen haben wir bekommen,
aber jede in ihrer eigenen Wohnung.
Das war total ungewohnt.
Ich war darüber nicht sehr erfreut.
Fortgefahren sind wir am Samstag auch nicht.
Das war traurig für uns alle, weil wir uns schon so
auf das Wiedersehen gefreut haben.


Wir haben alle einen Zettel bekommen,
wie wir uns in der Corona-Zeit verhalten sollen
und was wir beachten müssen:
- Hände waschen, sobald man von
  draußen hereinkommt
- Einkaufen nur in das naheliegende Geschäft
  und auch nur, was man notwendig braucht
- Husten und Niesen in den Ellbogen
- Abstand halten
- Kein Händeschütteln mehr…

Auf dem Gang wurden Zettel aufgehängt mit
wichtigen Infos über das Corona-Virus.
Ein paar Tage später hat sich wieder etwas geändert.
Unsere Betreuerin kaufte für uns ein.
Wir brauchten ihr nur zu sagen, was wir benötigen:
Zum Beispiel Lebensmittel oder Toiletten-Artikel.
Schreibsachen oder Zeitschriften hat es keine gegeben,
weil nicht alle Geschäfte geöffnet waren.
Ich kaufte mir trotzdem noch etwas beim Spar,
weil ich dachte, das gilt noch.
Aber das hätte ich nicht mehr tun dürfen.
In den nächsten Tagen habe ich mich an diese
Maßnahme gehalten.
Ich habe ja das bekommen, was ich gebraucht habe,
auch die Medikamente.
Da habe ich nur beim Arzt anrufen müssen.

Mittags sind wir Bewohnerinnen auch versorgt worden.
Das Mittag-Essen haben wir zuerst von St. Elisabeth
bekommen, danach von St. Anna.
Das Essen hat unsere Betreuerin geholt,
am Wochenende und an Feiertagen hat eine
Mitbewohnerin das Essen geholt.
Wir haben uns Geschirr mitgenommen für Suppe,
Hauptspeise, Salat und Nachspeise.
Wir haben zwischen zwei Menüs wählen können.
Lange Spaziergänge hat es auch nicht mehr gegeben,
nur vor unserer Haustür auf und ab.
Wir durften uns auch im Hof zusammensetzen.
Wenn es regnete, konnten wir uns den Tisch und
die Sessel von draußen hereinstellen.
Wir mussten sie aber später wieder zurückstellen.
Ich hatte mir vorgenommen, meine beste Freundin
ganz fest zu umarmen, weil wir uns so lange nicht
sehen konnten.
Das war leider nicht möglich.

Und auch anderes, was wir vor Corona gemacht haben,
war nicht mehr möglich,
nämlich das Baden an einem Samstag.
Da habe ich immer bei meiner Freundin baden dürfen.
Karin hat als Einzige eine Badewanne,
wir anderen Frauen haben Duschen.
Ich hatte als Einzige das Privileg,
die Badewanne zu benutzen.
Das war vor Corona und auch vor Weihnachten.
Bis in den April war Karin weg.
Zuerst war sie im Krankenhaus und dann auf Reha.
Weil Karin eine Risikopatientin ist
und weil Besuchsverbot in der Reha war,
darum konnte ich Karin dann nicht einmal umarmen.
Das war schon hart für uns beide.

Von der Arbeit her hatte ich Home-Office.
Ich bekam einen Laptop von der Firma,
dazu einen Internet-Stick,
weil wir beim Wohnen kein WLAN haben.
Dadurch hatte ich auch Einschränkungen bei Skype.
Auch das Wegschicken von Mails mit mehr Daten
war eingeschränkt.
Sonst hatte ich keine Probleme beim Home-Office.
Für das Wohnen hat es in dieser Zeit auch Tinten-
Patronen zum Schachteln gegeben.
Zu Ostern bekamen wir mehr als wir sonst zu Ostern
immer bekommen haben: Vier Schoko-Osterhasen,
auch Schoko-Eier, Oster-Eier und einen Striezel.
Wir haben auch die erste Maske bekommen.
Damit wurden wir im Hof fotografiert.
Die nächsten Geburtstage feierten wir auch im Hof.
Anfang Mai durften wir zum ersten Mal wieder selbst
Einkaufen gehen. Anfangs ging noch unsere Betreuerin mit.

Masken haben wir auch bekommen:
Zuerst Masken zum Binden. Damit habe ich mir aber
schwergetan. Ich richtete mir meine Masken so her,
dass ich sie bequem anwenden konnte.
Wir fuhren auch zur Bank, um Geld abzuheben.
Wir fuhren zu zweit mit der Betreuerin mit,
so dass wir den nötigen Abstand hatten.
Manche Leute haben sich nicht an diese Maßnahmen
gehalten. Da haben wir selbst aufpassen müssen.
Die Betreuerin hat auch aufgepasst,
dass fremde Leute uns nicht zu nahe gekommen sind.
Das Geld hat sich jede selbst abheben können.
Aber man hat nur einzeln in das Bankgebäude
gehen können und warten müssen, bis die andere
Kundin oder der andere Kunde herausgekommen ist.

Im Mai war ich wegen einer Operation im Krankenhaus.
Da bin ich auch zum ersten Mal auf das Corona-Virus
getestet worden. Der Test war zum Glück negativ.
Im Mai bin ich auch noch einmal krank geworden.
Das war wie Quarantäne.
Ich habe in der Wohnung bleiben müssen
und niemand hat zu mir kommen dürfen.
Meine Mit-Bewohnerinnen haben auch nicht
rausdürfen, weil ich in Corona-Verdacht war.
Es hat lange gedauert, bis ich zum Test kam.
Auch da war der Test negativ.

Meine Familie habe ich auch schon lange nicht mehr
gesehen. Das war bis jetzt noch nicht möglich.
Ich habe meine Familie in Tirol.
Doch wenn ich mich infiziere, muss ich dortbleiben.
Unsere Betreuerin hat gesagt, das sind die Vorgaben,
die umgesetzt werden müssen.
Darum bleibe ich lieber daheim.
Unser Wohngruppen-Urlaub in die Schweiz ist abgesagt
worden. Wir werden, wenn es möglich ist,
später auf Urlaub fahren und wir werden den Urlaub in
Österreich verbringen.
Einige Wochen im Sommer war es leichter.
Es haben sich weniger Leute mit dem Virus angesteckt.
Aber das Corona-Virus ist nicht verschwunden.

Schon im Spätsommer haben sich wieder mehr Leute
mit dem Corona-Virus angesteckt.
Betroffen waren auch die Interessens-Vertretungen.
Lange hat es keine Sitzungen mehr gegeben.
Im Spätsommer hatten wir eine Sitzung im Hof
und im Herbst noch einmal eine Sitzung in
einem großen Raum in St. Elisabeth.
Dann hatten wieder keine Sitzungen mehr stattfinden
können, weil es wegen der Ansteckung zu riskant war.
Österreich hat eine Corona-Ampel bekommen.
Oberösterreich wurde gelb eingestuft.
Im Herbst wurde aus gelb orange und schließlich
sogar rot.

Wir bekamen einen „Lockdown light“.
Das heißt: Es war kein harter Lockdown.
Man konnte in jedem Geschäft einkaufen,
natürlich nur mit Maske.
Wir konnten auch zum Friseur oder zur
Fußpflege gehen.
Und wir konnten längere Strecken zu Fuß gehen.
Es war nicht mehr so wie beim allerersten Lockdown.
Aus dem Lockdown light wurde ein zweiter harter
Lockdown und wir hatten nach Weihnachten noch
einen dritten harten Lockdown.
Alle Geschäfte und Dienstleister sperrten wieder zu.
An Urlaub war nicht zu denken.

Seit Februar haben wir wieder einen Lockdown light.
Wenn wir zum Friseur oder zur Fußpflege gehen wollen,
brauchen wir einen negativen Corona-Test, der nicht
älter als 48 Stunden ist.
In St. Elisabeth gibt es die Möglichkeit, sich testen zu
lassen. Ich lasse mich jede Woche einmal testen.
Schon nach Weihnachten gab es die ersten Corona-
Impfungen in Österreich.
Zuerst wurden nur Leute in Pflege-Heimen geimpft,
aber auch Risiko-Patienten.
Später wurden ältere Personen außerhalb der Pflege-
Heime geimpft, auch Menschen mit Beeinträchtigungen
in Voll-Betreuung.
Wir Menschen mit Teil-Betreuung folgten.
Auch ich wurde geimpft.

Auch bei den Masken hat sich etwas geändert.
Wir müssen FFP2-Masken tragen.
Vorher hat es nur weiße FFP2-Masken gegeben,
jetzt gibt es auch bunte solcher Masken.
Bei uns in der Firma haben wir weiterhin Home-Office.
Nur bei Befragungen sind wir im Büro.
Auch da gilt die Maskenpflicht, wenn mehr Leute in
einem Raum sind.
Die Besprechungen und Veranstaltungen finden online
statt, zum Beispiel das IKT-Forum.
In den Medien wird berichtet, dass ab Mai die
Gastgärten wieder öffnen dürfen.
Es wäre schön, nach einem Spaziergang wieder in
einem Gastgarten sitzen zu können.

Mein Wunsch ist es auch, meine Familie wieder einmal
zu sehen. Ob das in diesem Sommer möglich ist?
Eines weiß ich:
Die Jahre 2020 und 2021 werden mit dem Corona-Virus
in die Geschichte eingehen.